Mündelheim. Nacht der offenen Kirchen: Bürgerverein Mündelheim erinnert an Notlandung eines Heißluftballons ebenso wie an die längste Frühstückstafel der Welt.
Marschierende Schützengruppen, ein Tambourkorps, der während des Marschs aufspielt: Die Projektion, die im Rahmen der „Nacht der offenen Gotteshäuser“ in der Kirche St. Dionysius in Mündelheim vorgeführt wurde, zeigte teilweise 50 Jahre alte Aufnahmen des „ersten Kameramanns“ Franz Busch. Der Bürgerverein Mündelheim hatte sie zusammengesucht und zu einem Film geschnitten. Das Ergebnis kam in der voll besetzten Kirche gut an.
So ging ein leises Raunen durch den Kirchenraum, wenn das Publikum einen alteingesessenen Mündelheimer in seinen Kinder- oder Jugendtagen entdeckte. Genauso freuten sich viele über die kleinen, aber feinen Details, die die damalige Zeit von der heutigen unterscheiden. Das heute standardmäßige KöPi beim Schützenfest war damals noch kein Thema, getrunken wurde ausschließlich Dortmunder Union. Wer während des Schützenumzugs den Straßenrand genau im Blick behielt, konnte außerdem Frauen in Kleidern erspähen, die heute problemlos als retro durchgehen, damals aber der letzte Schrei waren. So sehr die Zuschauer den feinfühligen Vergleich zwischen früher und heute genossen, manche Dinge haben die Zeit anscheinend unverändert überstanden. So war des öfteren die B288 unfreiwilliger Nebendarsteller in den Aufnahmen, und auch heute hält die Bundesstraße viele Mündelheimer auf Trab.
Nach Bildern einer kirchlichen Prozession, komplett mit Baldachin und Monstranz, erinnerte der Film an die spektakuläre Notlandung eines Heißluftballons auf den Mündelheimer Feldern. Eins der Kinder, die damals neugierig um das gelandete Luftschiff herumrannten, war Michael Reh. Viele Jahre später erinnerte er sich noch „dass wir Kinder da so schnell wie möglich hingerannt sind“. Ab und zu sei so ein Rückblick sehr spannend, erklärte Reh, bloß eine genauere Angabe der Jahreszahlen hätte er sich gewünscht.
50 Nationen an einer Tafel
Selbstverständlich wurde auch der Mündelheimer Lage im Rheinbogen Tribut gezollt, und zwar mit einigen alten Aufnahmen des Schiffsverkehrs auf dem Rhein. Genauso wurde, dank früher Farbaufnahmen, an die Mannesmann-Sonne erinnert, die damals wie heute den Himmel in ein sanftes Orange taucht. Bilder von der Feldarbeit, dem ersten Kindergarten im alten Kloster und grasenden Schafen flimmerten über die Leinwand und wurden von Musik untermalt. Zwar in der Vergangenheit, aber noch in guter Erinnerung, war die längste Frühstückstafel der Welt, die 2005 zwischen Serm und Mündelheim stattfand. Als die Bilder des Frühstücks mit Gästen aus über 50 Nationen zu sehen waren, war hier und dort ein wehmütiges Seufzen zu hören.
Klemens Kolb von der Gemeinde St. Dionysus war mit der Präsentation sehr zufrieden. „Unser Überthema ,Heimat’ wurde sehr gut eingefangen“, freute er sich. Auch Frank Salamon vom Bürgerverein war mit der Resonanz zum Film zufrieden. „Obwohl es noch nicht so weit in der Vergangenheit liegt, haben wir auch die Frühstückstafel mit in den Film genommen“, erklärte Salamon, diese Entscheidung sei mit Blick auf die aktuellen Asyldiskussionen gefallen. 2005 hatten die Mündelheimer und Sermer ihre internationalen Besucher privat beherbergt.
Nach dem Film sorgte der Chor Melodio für eine sanfte Überleitung in den ruhigeren Teil der Nacht.