Süd. Nichtraucher fühlen sich oft ungerecht behandelt. Immer mehr Firmen und Behörden führen deshalb neue Regeln ein. Andere vertrauen auf Ehrlichkeit

Jede Zigarette verkürzt, statistisch gesehen, das Leben um rund 20 Minuten. Im Gegensatz dazu, verlängert der Zug an der Fluppe die Anzahl der Pausen eines rauchenden Arbeitnehmers. Denn: Wer raucht, muss raus. Nichtraucher finden Zigaretten-Unterbrechungen daher ungerecht. Um ihnen entgegenzukommen, haben sich viele Firmen und Einrichtungen dazu entschlossen, neue Regelungen einzuführen.

Die Stadtteil-Redaktion hat sich bei Institutionen im Duisburger Süden umgehört. Ausstempeln oder nicht?

Das Bezirksamt Süd hat seit Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes im Jahr 2006 neue Richtlinien bestimmt. Bis dahin durften die Mitarbeiter am Schreibtisch quarzen und die Nichtraucher vollnebeln. Heute müssen sie für ihre Sucht die Räumlichkeiten verlassen. „Wenn unsere Mitarbeiter zum Rauchen rausgehen, müssen sie ausstempeln“, betont Falko Firlus von der Pressestelle der Stadt und fügt hinzu: „Es gibt keine bestimmte Anzahl an Raucherpausen, aber es muss in einem vertretbaren Rahmen sein.“ Die Mitarbeiter des Bezirksamts akzeptieren den Zeitverlust an der Stempeluhr, so Firlus.

Eine Zeitkontrolle gibt es bei HKM nicht. Geschäftsführer Peter Gasse betont: „Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Mitarbeiter und unterstellen ihnen keine Zeitschinderei. Trotz Zigaretten-Pausen vernachlässigen sie ihre Arbeit nicht.“ Im Gegenteil. Seit Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes habe sich die Einstellung seiner Arbeitnehmer bezüglich des Suchtmittels verändert, so Gasse.

Keine Konflikte mit Rauchern

„Dadurch, dass die Leute nur noch draußen qualmen dürfen, müssen sie einen gewissen Aufwand betreiben. Dafür sind sie meistens zu faul. Somit rauchen sie weniger am Arbeitsplatz“, schildert der Geschäftsführer die Situation.

Ein Konfliktpotenzial mit den Nichtrauchern bestehe nicht. Somit stand die Einführung von neuen Raucher-Regelungen noch nie zur Debatte.

Ausstempeln nicht nötig

Auch das Malteser-Krankenhaus St. Anna in Huckingen vertraut auf die Ehrlichkeit seiner Mitarbeiter. Patrick Pöhler, Pressesprecher des St. Anna, stellt die Bedingungen im Krankenhaus wie folgt dar: „Unsere Angestellten müssen zum Rauchen die Einrichtung verlassen. Außerhalb gibt es einige wenige Bereiche, in denen sie ihrer Sucht nachkommen können.“ Ausstempeln müssen sie für die zusätzlichen Pausen nicht.

Dennoch haben die Vorgesetzten ein Auge auf die rauchenden Mitarbeiter. „Sollten wir mitbekommen, dass unser Vertrauen ausgenutzt wird, bitten wir die jeweiligen Angestellten zum Gespräch“, erzählt Pöhler.

Die Regelungen für Raucher werden im Duisburger Süden also unterschiedlich gehandhabt. Bei den Einen verkürzt die Fluppe nicht nur das Leben, sondern sorgt auch für Miese auf der Stempeluhr. Bei den Anderen gleichen sich die verlorenen Lebensminuten mit der Anzahl der zusätzlichen Pausen aus.