Huckingen. Drei Generationen Puppenspieler haben zwei Monate lang auf dem Schützenplatz in Huckingen campiert. Mit dem nächsten Job ziehen sie weiter.

Eine Großfamilie, drei Generationen und Handpuppen als große Leidenschaft. Gestatten: Familie Barber.

Oma Angela, Mama Jenny und die beiden Kinder Kimberly (5) und Keano (1) sind in Aufbruchstimmung. Es ist ihr letzter Tag auf dem Huckinger Schützenplatz im Ährenfeld. Für zwei Monate konnten die neunköpfige Familie den Duisburger Süden ihr Zuhause nennen. Nun geht es weiter – mit der Wohnmobil-Kolonne, versteht sich. Mit im Gepäck: die bereits 40-jährige Puppe Kasper, Seppel, weitere unzählige Handpuppen, Bühnengestelle und Requisiten. „Die Arbeit, die hinter dem allem steckt, wird oft unterschätzt“, erzählt Jenny Barber, die das traditionelle Familienunternehmen zusammen mit ihrem Mann weiterführt und betont: „Mit der reinen Vorführung ist es längst nicht getan. Einpacken, auspacken, Bühnen auf- und abbauen, Werbung machen, Stücke einstudieren. Das alles gehört zu unserem Arbeitsalltag.“

Den Feinschliff der Puppen besorgt die Familie selbst

Ein Arbeitsalltag, bei dem vor allem eins gefragt ist: Kreativität. Um sich von den üblichen Puppentheatern abzuheben, studieren die Barbers neben den typischen Kasperle-Geschichten auch moderne Kindermärchen ein. „Wir schreiben die Geschichten selber um, verpassen den Figuren, nachdem sie vom Schnitzer geliefert wurden, den passenden Anstrich und nähen das Kostüm“, beschreibt die 33-Jährige Puppenspielerin die zusätzlichen Aufgabenfelder. Die ganze Familie ist dabei involviert. Nur die Oma ist bereits in Rente. „Ich passe hauptsächlich auf die Kleinen auf und koche für die ganze Truppe“, erzählt die 60-Jährige.

So auch heute. Im Wohnmobil riecht es nach frisch gebratenem Fleisch und Zwiebeln. Der kleine Keano krabbelt auf dem Boden und verdeutlicht der Räuber-Handpuppe, dass er ein ganz „Böser“ sei. Seine Schwester Kimberly trägt ein Prinzessinnenkleid und erzählt, dass sie lieber in einem Haus wohnen würde. Im Sommer beginnt für sie die Schule. Ob sie wie die Mama die Schulen wie ihre Unterhosen wechseln wird oder einen Privatlehrer bekommt, der mit auf Reisen geht, steht noch nicht fest. Sollte Kimberly einen sogenannten Zirkuslehrer vom Amt zur Verfügung gestellt bekommen, müsste sie nicht, wie früher die Mama, ständig ihre Freunde zurücklassen. „Ich habe etwa 100 Schulen besucht, bis ich damals meinen Abschluss in der Tasche hatte“, plaudert Mama Jenny aus dem Nähkästchen.

Trotzdem ist das Leben im Wohnwagen für die zweifache Mutter unspektakulär: „Klar ist es spannend und aufregend herumzureisen, aber für mich ist es das ganz normale Leben.“