Großenbaum. . Robin Schicha (24) aus Duissern stellt bis Ende Januar seine Arbeiten in der Stadtteil-Bibliothek in der Gesamtschule Süd aus. Der Design-Student beobachtet seine Umgebung genau. Beim Fußball interessiert er sich mehr für die Zuschauer.
Mit einer etwas anderen Sicht der Dinge zieht Robin Schicha (24) aus Duissern durchs Leben. Er scheut den Lärm der breiten Masse und das oberflächliche Geschwätz, schätzt ruhige Musik, tiefgehende Gespräche und ein geradliniges Auftreten. Und das kommt auch in seiner Kunst zum Ausdruck, in Cartoons und Karikaturen, die zur Zeit und noch bis Ende Januar während der Öffnungszeiten der Bibliothek in der Gesamtschule Süd zu sehen sind.
Alter Punker statt armer Kauz
Wer kennt sie nicht, die hintersinnigen Bilder von Carl Spitzweg aus dem 19. Jahrhundert, die so manches Kalenderblatt zieren. Den alten Kauz etwa, der die junge Frau verehrt, oder das künstlerische Genie in völlig verwahrloster Behausung. Robin Schicha hebt beide herüber in die Gegenwart. Bei ihm ist es ein älterer Punker, der ein flippiges Mädel verehrt, beide vor einer Häuserkulisse mit Graffiti. Und den Künstler in seinem Bett stattet er mit E-Lampe statt Kerzenlicht, mit Notebook statt Zeichenblock aus.
Ein Theater-Workshop in Köln veranlasste ihn, der Metropole am Rhein eine künstlerische Visitenkarte auszustellen: mit einem Stadtwappen, das auch die Narrenkappe enthält, mit einem Dom mit lächelnden Türmen und einem Geisbock, dem Fußball-Maskottchen, das optimistisch den Daumen nach oben streckt.
Seinen Besuch in einem Fußball-Stadion hat der Robin Schicha in einem Bild festgehalten, in dem nicht der Fußball, sondern die Zuschauer im Mittelpunkt stehen. „Was auf den Rängen passiert, ist viel interessanter“, sagt er. Jubel erscheint ihm da als ein eher temporäres Ereignis. Wechselvolle Stimmung ist in den Gesichtern angesagt, wenn nicht sogar Traurigkeit und Zerknirschtheit.
Robin Schicha studiert in Düsseldorf Kommunikations-Design. Mit dem entsprechenden Abschluss geht man normalerweise in die Werbung. Aber das will Robin nicht. „Ich möchte lieber Produkte illustrieren“, sagt er, oder eben frei arbeiten. Seine Zeichnungen entstehen alle von Hand und mit Bleistift. Anschließend zieht er die Konturen mit schwarzem Stift nach und coloriert die Bilder mit Bunt- oder Filzstiften.
Schon im Kindergarten fiel auf, dass der Duisserner anders als andere Kinder malte, keine Strichmännchen, sondern ein Bild „von unten nach oben“, eine Figur etwa bei der er mit den Schuhen anfängt. Von Anfang an hat er bis heute das fertige Bild im Kopf. „Ich muss es im Grunde nur sichtbar machen.“
Als Robin Schicha 15 war, wurde sein Anderssein als Autismus diagnostiziert, in einer milden Form freilich, schließlich ist er absolut dialogfähig. Robin hofft, im Zeitalter der Inklusion auch mit seiner etwas anderen Art eine Nische zu finden, in der er mit seinen Fähigkeiten überleben kann.