Mündelheim/Rheinheim.

Lange hat es gedauert, nach über 15 Jahren Planung ist auf der Baustelle für den neuen Rheindeich zwischen der B 288 und Wittlaer endlich Leben eingezogen. Auch nach dem Bau der Baustellenstraße. 3,3 Kilometer lang ist der Südabschnitt des Rheindeichs. Unter der Regie von Projektleiter Santiago Ferreiro von den städtischen Wirtschaftsbetrieben (WBD) sind die Vorbereitungen für Neubau und Rückverlegung angelaufen.

Baustraße wird später rückgebaut

Etwa 100 Meter südlich der Baustellenkreuzung macht sich ein Radlader vor einem riesigen Berg mit Sand zu schaffen. „Hier ist unser erstes Materiallager, feinkörniger Sand“, sagt der Diplom-Ingenieur, dem die Stadt das 60-Millionen-Euro-Projekts anvertraut hat.

Acht Sattelzüge bringen im Pendelverkehr Sand in verschiedenen Körnungen zu diesem und weiteren Lagern. „Der feine Sand wird auf der Landseite des Deichs zum Abstützen gebraucht“, erklärt Ferreiro. „Und beim Bau der Drainage unter dem Deichverteidigungsweg.“ Der Weg muss 60 Tonnen Lkw-Gewicht verkraften. In einem Geländewagen geht es auf der sieben Meter breiten Baustellenstraße in Richtung Süden weiter. Es geht holprig zu auf der 40 Zentimeter dicken Schotterschicht. Die Straße muss schweren Baustellenverkehr verkraften, wird später jedoch komplett rückgebaut.

Unterwegs ein weiteres Lager mit Baumaterial mit gröberem Sand, den ein Radlader gerade verteilt. „Dieser grobporige Sand“, erklärt der Projektleiter, „wird für den Stützkörper des Deichs, die Innenfläche, benötigt.“

Hier verläuft die Baustraße bereits direkt hinter dem künftig zurückverlegten Deich. Der Mutterboden wurde übrigens vorsichtig beiseite geschoben, bildet einen langen Bandwurm neben der Baustellenstraße.

Das Auto stoppt vor einem mächtigen Hochspannungsmast. „Der kann stehen bleiben“, erklärt Ferreiro. „Seine Verlegung hätte 1,2 Millionen Euro gekostet.“ Stattdessen hat er zusätzliche Blockfundamente bekommen und wird in den neuen Deich inte­griert.

Vor Rheinheim knickt die Baustellenstraße landeinwärts ab. Der Ort wird großzügig umfahren. Hier muss der Hof des Landwirts Heinz Höffges abgebrochen werden. Sonst passt der neue Deich nicht hin. „Wir sparen vorerst 180 Meter Deich aus“, erklärt der Projektleiter. Die Verhandlungen mit Höffges über seine Umsiedlung auf eine Hofstelle 200 Meter weiter südlich würden noch laufen. Am Ortsrand von Rheinheim, Am Haselberg, ist Platz für ein weiteres Lager, das noch nicht existiert.

Unweit vom Aschlöksken, dem beliebten Ausflugslokal auf Wittlaerer Gebiet, ist an diesem Tag besonders viel los. Die meisten der rund 20 Männer, die sich auf der Baustelle aufhalten, haben hier zu tun. Auf der Deichfläche wird Mutterboden umgeschichtet. Und davor bereiten sowohl der Unternehmer, die Firma Amand aus Ratingen, als auch die Stadt die Aufstellung ihrer Baustellencontainer vor. Dazu gehört auch ein Prüflabor für die Eignung des angelieferten Materials.

Jetzt geht es auf dem alten Deich direkt hinter den Villen und den Terrassenwohnungen im feinen Wittlaer entlang. Sie werden künftig durch eine 500 Meter lange Spundwand von über neun Metern Tiefe vor Hochwasser geschützt. Und damit keines der luxuriösen Häuser beim Rammen Schaden nimmt, sind in jedem Haus Erschütterungsmelder installiert. Richtig los geht es mit dem Deichbau erst ab 1. April, nach Ende der Hochwasserzeit. Bis dahin laufen die Vorarbeiten weiter.