Ehingen. .

Der Einstieg in die Prostitution geschieht nach den Erfahrungen von Solwodi auf unterschiedlichen Wegen.

„Oft verlieben die Mädchen sich in einen Mann, wollen es ihm dann mit ermöglichen, ein großes Auto zu fahren“, sagt Sozialarbeiterin Walentyna Masselink. „Deshalb haben sie auch kein Problem damit, ihren Verdienst abzugeben.“ Schließlich heiße es ja, es sei doch nur für ein halbes Jahr, bis man genug Geld für die Hochzeit habe.

Diejenigen, die unter einem Vorwand nach Deutschland gelockt wurden, sähen sich nach der Ankunft in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprechen würden. Masselink: „Sie kennen ihre Rechte hier nicht. Und sie sind von gewaltbereiten Männern umgeben.“

Manche von ihnen hätten mehrere Kinder in ihrer Heimat, die in Heimen und bei Pflegefamilien un­tergebracht seien, so die Sozialarbeiterin. „Sie kommen über den damit verbundenen Trennungsschmerz nie hinweg. Sie hatten sie ja nicht freiwillig abgegeben.“

Die Tätigkeit in der Prostitution sei folgenschwer. „Alkoholismus und psychische Erkrankungen sind weit verbreitet, Schizophrenie und tiefe Depressionen“, so die Erfahrung der Solwodi-Beraterin. Außerdem gebe es über 100 verschiedene sexuell übertragbare Krankheiten. Masselink: „Kondome bieten keinen absoluten Schutz. Und ohne sie bekommt man mehr Freier.“ Das Wissen darüber sei bei den Frauen gering.

Die wenigsten Frauen aber wollten so ihr Geld verdienen. „Es sind immer zwanghafte Umstände, die dazu führen“, so Masselink. „Viele von ihnen sind gefühlsmäßig leer. Sie können noch Kinder lieben, aber nie einen Mann.“