Großenbaum. .
Am Anfang stand das Entsetzen über die Nachricht: Das Spielzentrum Großenbaum steht auf der „Tränenliste“ der städtischen Angebote, die gestrichen werden sollen, weil Duisburg noch mehr sparen muss. Nun ist der Schreck Entschlossenheit gewichen. Besucher, Eltern, Ehrenamtliche und Ehemalige wollen kämpfen für ihr Jugendzentrum an der Rotdornstraße und gegen dessen Schließung.
Die Schließung des Hauses, das seit 19 Jahren seinen Platz neben dem Kinderdorf hat, spart wenig Geld, zerschlägt aber wichtige Strukturen für Kinder und Eltern, argumentieren die Betroffenen. Vor allem berufstätige Mütter wie Mira Tomic sind auf ein verlässliches Angebot angewiesen. Auch die Ganztagsschule biete Beaufsichtigung nur bis zum Nachmittag. „Auch in den Ferien kann ich in Ruhe zur Arbeit, weil meine Kinder hierher können“, sagt sie. „Eine Alternative in Großenbaum gibt es nicht“, fürchtet auch Franziska Gassel, die für ihre Kinder Laurin (10) und Colin (5) auf verlässliche Betreuung angewiesen ist.
Ein Art zweites Zuhause sei in ihrer Jugend das Spielzentrum gewesen, sagen David Kischke (23) und Yunus Durmus (20). Besucher waren sie als Kinder, später Praktikanten, Zivildienstleistende, Ehrenamtliche. „Hier sind täglich 40 bis 50 Kinde rund Jugendliche“, sagen sie, „viele auch aus dem Kinderdorf nebenan. Dass sie nicht isoliert sind, mit den anderen Kindern aus dem Ortsteil aufwachsen, ist ganz wichtig.“ Die integrative Wirkung der Einrichtung sei nicht zu unterschätzen, betont Yunus Durmus: „Hier wachsen Kinder aus dem Heim und mit Familie, aus unterschiedliche Kulturen und Religionen miteinander auf.“ Außerdem gehe ein wichtiges Bildungsangebot verloren, warnt David Kischke: „Kochen, handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten – hier werden viele Dinge vermittelt, die Schulen nicht schaffen.“
Die Vermutung, es gebe keine Kinder in Großenbaum, weisen sie zurück. „An den Grundschulen sind es allein 240, außerdem gibt’s die Gesamtschule Süd und die Förderschule.“ Deshalb sei eine Schließung auch aus demografischer Sicht der falsche Schritt. Eine Abwärtsspirale erkennt Mira Tomic in der Entwicklung der städtischen Angebote und der Sparliste, die der Kämmerer vorgeschlagen hat: „Bäder, Büchereien, Jugendzentren – was bleibt am Ende?“ Was, fragt Yunus Durmus, soll Familien noch in Großenbaum halten, wenn es keine Angebote mehr für ihre Kinder gibt? „Jugendeinrichtungen zu, Jugendknast voll – das kann es doch wohl nicht sein.“