Buchholz. . Die Schulmaterialkammer im Caritascentrum Süd hat sich mittlerweile voll etabliert. Aber die Anfänge waren nicht einfach. Vor allem wurde die Hilfsbedürftigkeit vieler Familien auch im Duisburger Süden zunächst unterschätzt.

Begonnen hat alles mit einer großen Fehleinschätzung. „Ob da jemand kommt? Hier im Süden ist doch heile Welt, haben wir gedacht“, erinnert sich Christine Ufer an die Vorbereitungen für die Eröffnung der Schulmaterialkammer im Caritascentrum Süd. Den ersten Tag beschreibt Ufer, ei­ne von fünf Ehrenamtlichen so: „Wir sind überrannt worden.“

Bedürftigkeit muss belegt werden

Nun blickt das Team, zu dem auch Ute Horsten, Monika Lipperheide, Brigitte Streiber und Heike Kühnel gehören, auf fünf Jahre zurück, in denen es Tornister, Schreibhefte, Stifte & Co. an Kinder aus bedürftigen Familien kostenlos abgeben oder zu deutlich reduzierten Preisen. Bis zu 300 Kindern pro Jahr verhelfen sie so zum Start ins Schuljahr mit gut gefülltem Tornister.

„Wir haben nicht gewusst, was auf uns zukam“, sagt auch Horst Ambaum von der Caritas, der damals die Idee von Gemeindereferentin Maria Waldner (St. Judas Thaddäus) aufs Gleis setzte. Seither sei das Projekt auch finanziell „ein Selbstläufer“. Stabil ist das Spendenaufkommen von rund 10 000 Euro pro Jahr: Stadtsparkasse, Hüttenwerke Krupp-Mannesmann, katholische und evangelische Kirchengemeinden und viele private Zuwendungen summieren sich.

Fachfrau verhandelt mit Großhändlern

Der Einkauf ist Sache von Ute Horsten. Mit Branchenkenntnis kann die ehemalige Schreibwaren-Händlerin die Verhandlungen mit den Großhändlern führen. Oft gibt’s etwa Auslaufmodelle von Marken-Tornistern – die hat die Kammer seit dem dritten Jahr im Angebot – zu deutlich reduzierten Kursen. Ansonsten kauft Ute Horsten mit fachfraulichem Blick „von allem etwas“.

An den Öffnungstagen haben sich die Abläufe mittlerweile eingespielt. Zu viel Zeit sei anfangs mit der Registrierung der Besucher vergangen, die Horst Ambaum vornahm. „Du hast mit den Leuten gequatscht und wir hatten nichts zu tun“, scherzen die Frauen. „Mittlerweile sind wir effektiver geworden.“ Stundenlange Wartezeiten etwa seien Vergangenheit, seit Nummern an die Besucher vergeben werden.

Begehrlichkeiten geweckt

Von Beginn an folgte das Team dem Rat aus dem gleichen Projekt im Stadtnorden, das Material hinter Stellwänden zu verwahren. „Unser Angebot hat Begehrlichkeiten geweckt, wir haben auch Anspruchsdenken erlebt“, erinnert sich Horst Ambaum. Die Regel sei das nicht: „Die meisten sind sehr dankbar, etwas zu bekommen.“

Seit dem zweiten Jahr muss die Bedürftigkeit belegt werden, auch dann gibt’s nicht alles gratis. 50 Euro etwa kostet der Tornister – weil 100 Euro für den Schulanfang auch als Sozialleistung beantragt werden können.

Brücke zu anderen Angeboten

Eine Hemmschwelle gebe es, sagen die Mitarbeiterinnen. „Wir können keine Einzelabwicklung machen. Deshalb sind manchmal 30 Familien gleichzeitig da.“ Vor allem deutsche Familien, glaubt Ambaum, scheuten deshalb den Besuch aus Furcht, als bedürftig identifiziert zu werden.

Wichtig, sagt der Caritas-Mann, sei die Kammer auch als Brücke zu anderen Angeboten für bedürftige Familien, etwa der Schuldnerberatung: „Wir kommen da mit den Familien ins Gespräch über die Ursachen ihrer Probleme, können auf andere Hilfen verweisen.“

Viele, berichten die Helferinnen, sehen sie dennoch jedes Jahr wieder. „Vor allem alleinerziehende Frauen kommen aus ihrer prekären Lage nicht heraus.“ Eigentlich, sagt Christine Ufer, habe sie sich mehr erhofft von der Wohltätigkeit. „Wir helfen zwar, aber wir ändern nichts.“