Huckingen. .

„Ich bin überwältigt, was sich alles getan hat“, sagt Christoph Dehn. Ein Jahr nachdem Taifun Haiyan über die Philippinen fegte, besuchte der Auslandsvorstand der Kindernothilfe erneut Ost-Samar, einer der besonders stark in Mitleidenschaft gezogenen Regionen an der Ostküste. Er wollte sich davon überzeugen, ob die Spendengelder der Kindernothilfe, insgesamt 2,3 Mio Euro, sinnvoll angelegt wurden. Dehn, inzwischen zurück in seinem Büro an der Düsseldorfer Landstraße, erzählt von seinen Eindrücken.

Zwei Dörfer wieder aufgebaut

„Die Menschen dort sind sehr aktiv. Sie lassen sich nicht hängen, sondern wollen Neues schaffen“, erzählt Dehn. Es ist bereits eine Menge passiert. Zwei Dörfer, die zu 90 Prozent zerstört waren, sind wieder aufgebaut.

116 neue Häuser haben die Einheimischen in den vergangenen Monaten errichtet. Das Material dazu - im Wert von rund 1000 Euro pro Haus - wurde aus den Geldern der Kindernothilfe finanziert. Die 36 Quadratmeter großen Häuser bieten einer Familie mit drei Kindern Platz. Sie sind so stabil gebaut, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Sturm von der Stärke Haiyans standhalten.

Das Geld, auch das zahlreicher Leser unserer Zeitung, ist gut eingesetzt, davon konnte sich Dehn überzeugen. Die Klassenzimmer, die Amurt, die philippinische Partner-Organisation der Kindernothilfe vor Ort, aufgebaut hat, kosten nur halb so viel wie die staatlich errichteten Schulräume. Das liegt einerseits daran, das Amurt alles selbst herstellt – von den Ziegelsteinen bis zum Spielzeug. Außerdem fließen keine Schmiergelder.

Korruption ist nach wie ein großes Problem auf den Philippinen. Die Kindernothilfe hat sich von Anfang an auf die Region Ost-Samar konzentriert. „Die Bezirksregierung dort ist integer. Nur so macht eine Zusammenarbeit Sinn“, sagt Dehn.

Die Kokospalmen-Plantagen, neben der Fischerei, einer der beiden Haupterwerbszweige an der Ostküste, sind großteils verwüstet. Die neu angepflanzten Palmen bringen erst nach zehn Jahren Ertrag. Deshalb finanziert die Kindernothilfe ein Landwirtschaftszentrum mit Demofarm, die Einheimische in den Gemüseanbau einweist. Zwischen die neu angepflanzten Palmen werden Gemüsebeete mit Auberginen, Paprika und Tomaten angelegt, die alle zwei Monate geerntet werden können.

Das Saatgut, der Dünger und die organischen Pflanzenschutzmittel aus einer Chili-Mischung kommen aus dem Landwirtschaftszentrum. Außerdem lernen die Bauern hier den Gemüseanbau. Hilfe zur Selbsthilfe findet auch in den Spargruppen statt. Hier leihen sich die Dorffrauen, die das Haushaltsgeld verwalten, untereinander Geld zu kleinen Zinsen, um sich damit eine neue Existenz, einen Friseurladen etwa, aufzubauen.

„Wir sind schon ganz schön weit“, freut sich Dehn. Noch fehlen allerdings Schulbücher und auch die psychologische Begleitung traumatisierter Kinder, die ihre Familie verloren haben, muss weitergeführt werden.