Die Schwestern Alice Sara und Mona Asuka Ott boten in der Gebläsehalle das seltene Erlebnis eines gemeinsamen Auftritts.

Die Klavierschwestern Ott sind keineswegs ein Klavierduo à la Labèque, Pekinel und Co. Im Normalfall gehen Alice Sara und Mona Asuka getrennte Wege. Fürs Klavier-Festival Ruhr machten sie jetzt in der Gebläsehalle des Landschaftsparks eine Ausnahme – und es entbehrt nicht eines gewissen Charmes, dass man das zuweilen auch hört. Routiniert wirkt das Zusammenspiel jedenfalls nicht immer.

Bevor die Pianistinnen in Bernsteins sinfonischen Tänzen aus „West Side Story” und Lutoslawskis Paganaini-Variationen an zwei Klavieren zeitgleich in die Tasten griffen, hatten sie vor der Pause je eigene „Prüfungen” zu bestehen.

Eine Gemeinsamkeit zwischen Lutoslawski, der Paganinis berühmtestes Thema ja keineswegs avantgardistisch verfremdet, sondern rundheraus virtuos variiert, Bernstein, dessen Musicalklänge ohnehin Ohrwurm-Charakter haben, und den Werken des ersten Teils war zweifellos Popularität auf handwerklich höchstem Niveau.

Beethovens „Mondscheinsonate” hätte sicherlich auch ohne die auf Rellstab zurückgehende Bezeichnung ihre bis heute ungebrochene Beliebtheit erlangt. Alice Sara Ott ließ keinen Zweifel, wie weit Beethoven in diesem 1801 entstandenen Werk seiner Zeit voraus war. Manchmal besaß ihr Spiel im ersten Satz allerdings ein bisschen viel Mut zum tiefen Gefühl. Bei dieser Musik muss man nicht viel „machen”, damit sie wirkt. Der zweite Satz war sehr pointiert, das Finale keinesfalls besonders schnell, aber spannungsgeladen. Wie viel technische Reserven sie hat, bewies Alice Sara Ott noch in zweien der „Douze études d'exécution transcendante” von Liszt. Bereits bei ihrem gefeierten Duisburger Debüt 2007 hatte sie mit Beethoven und Liszt gepunktet.

Mona Asuka Ott hatte Solowerke Chopins ins Programm genommen. In den beiden Nocturnes op. 27 waren kleinere Unkonzentriertheiten zu hören. Ein wenig fehlte mir in der linken Hand die Entwicklung der versteckten polyphonen Elemente.

Das Ereignis war dann allerdings die As-Dur-Polonaise. Die allseits gefürchteten Oktaven der linken Hand liefen wie am Schnürchen, blitzschnell, präzise und ohne Ermüdungssymptome. Da hat man bei prominenteren Pianisten schon weit mehr falsche Töne geboten bekommen.

Populäre Solowerke im ersten Teil, Populäres oder doch zumindest leicht Fassliches für zwei Klaviere nach der Pause – auch in der Zugabe blieben die Otts dieser Linie treu: mit „Brazileira” aus Milhauds „Scaramouche”.