Duisburg.. Um Fußgänger auf pfiffige Art für ordentliche Müllentsorgung zu sensibilisieren, geht die Stadt gemeinsam mit Kreativen des Medienbunkers neue Wege: Müll-Tattoos sollen künftig die Bürgersteige des Stadtteils zieren. Im Gegensatz zu anderen Tätowierungen verschwinden diese sogar wie von Geisterhand.

Drangvolle Enge am Pollmann-Eck, an diesem Montagmorgen. Kamerateams huschen vorbei an Vertretern der lokalen Politik und Bürgerschaft, scharen sich um ausgestanzte Stahlbleche, die entweder an die Straßenlaternen gelehnt sind oder flach auf dem Pflaster liegen.

Mittendrin im Gedränge: Norbert Lorenz, der bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg zuständig ist für Stadtreinigung und Kanalbetrieb: „Mit der Idee kamen die Leute vom Medienbunker hier in Marxloh auf uns zu“, sagt Lorenz, „wir halten es für eine richtig gute Sache, deshalb sind wir gerne mit dabei.“

Die Idee, von der Lorenz spricht, kann man auf dem Bürgersteig vor dem Brautmoden Geschäft Hatice an der Ecke beobachten: „Du und ich, wir halten Duisburg sauber“, steht da in lichten Buchstaben auf dem Straßenpflaster.

Tattoo verschwindet irgendwann von selbst

Obwohl – geschrieben ist es nicht, sondern gestrahlt: Die 30 bis 40 Kilogramm schweren, massiven Stahlbleche dienen als Schablonen, durch die hindurch der Untergrund mit einem Hochleistungs-Druckreiniger abgestrahlt wird. Der Effekt: Der Bodenbelag unter dem Schriftzug ist so sauber, dass ein Straßen-Tattoo entsteht.

„Durch die Witterung verschwindet der dann irgendwann von selbst“, sagt Halil Özet begeistert, „und lässt keine Spuren zurück.“ Halil Özet, kreativer Kopf des Marxloher Medienbunkers, hat die Aktion angeregt und vorangetrieben. Für den Mann, der federführend die Kampagnen „Made in Marxloh“ und „Marxloh liebt dich“ koordiniert, der nächste große Wurf, der überregional Schlagzeilen machen wird. Aber auch die kommt es ihm gar nicht in erster Linie an: „Es geht darum, die Menschen im öffentlichen Raum mit dieser Art von Straßenkunst für das Müllproblem zu sensibilisieren“, sagt Özet.

Anti-Müll-Parolen auf deutsch, türkisch und rumänisch

Dies geschieht gleich in drei Sprachen: Auf deutsch, türkisch und rumänisch werden die Anti-Müll-Parolen in den kommenden Wochen überall in Marxloh aufs Pflaster gesprüht. „Mit 200 bar Druck“, wie Wolfgang Ruschkowski von den Wirtschaftsbetrieben sagt, als er wieder zum mächtigen Hochdruckstrahler greift.

Der von Ruschkowski ist an ein Aggregat angeschlossen, dass jeden Freizeit-Hochdruck-Sprüher neidisch machen würde: „Sowas haben die wenigsten in der Garage stehen“, sagt Ruschkowski, lacht, und lässt es zischen. „Schmeißt du zuhause auch alles auf den Boden?“ fragt der Bordstein an der Weseler Straße anschließend den Passanten.

Viele Bürger bleiben stehen, lesen die Botschaften. Bleibt zu hoffen, dass sie danach handeln.