Neumühl. . Der Bauspielplatz Neumühl, ein typisches „Kind“ der 1970-er Jahre, feiert seinen 40. Geburtstag. Bürgermeister Volker Mosblech lobt die Integrationsarbeit: „Was dort geleistet wird, geht übers normale Maß weit hinaus.“

Der Bauspielplatz Neumühl, ein typisches „Kind“ der 1970-er Jahre, feiert seinen 40. Geburtstag. Aus bescheidenen Mitteln viel herausholen, für die Kinder im Viertel und ihre Familien – darin sind die Mitarbeiterinnen auf dem Bauspielplatz der Awo-Integration an der Alexstraße schon immer gut gewesen.

Beim großen Geburtstagsfest fällt zuerst die sehr aufwändige und liebevolle Dekoration des großen Außengeländes mit Luftballon-Blumen ins Auge. „Das hat unser Spätaussiedlerclub für uns gemacht, toll oder?“, sagt Leiterin Susanne Piesk. Sie muss etwas lauter sprechen, denn gerade läuft die Tanzdarbietung der serbischen Trachtengruppe. Und die unterstützt ihre flotte Performance mit rhythmischen „Juchzern“ und Pfiffen.

Fotoausstellung

Auf dem Gelände hinter dem alten Steigerhaus mit den bunten Fensterläden ist nicht nur Platz für die eigentliche Zielgruppe der drei- bis 14-jährigen Kinder. Auch Großmütter, die ihren Nachmittag regelmäßig auf dem Bauspielplatz zubringen, sind durchaus nichts Besonderes. Während die Enkel im Sandkasten die Sandmühlen drehen, gönnen sich die Omas einen interkulturellen Plausch. Im Vorbeigehen hört man Russisch, Polnisch, Türkisch und Deutsch.

Platzprobleme haben am Festtag allenfalls die Ziegen, deren Stall als Märchenhütte genutzt wird. Franziska Woelke von der integrativen Tagesgruppe aus dem ersten Stock passt in ihrem Dirndl bestens zu der rustikalen Einrichtung mit den Strohballen und dem leichten Ziegenaroma. Neben ihr sitzt ein dicker Froschkönig aus Keramik und um sie her erfahren gerade 20 Kinder, was dahinter steckt, wenn der Prinz ausruft: „Heinrich, der Wagen bricht!“

Bürgermeister Volker Mosblech erinnert an die Anfänge des Bauspielplatzes. „Mit den Hochhäusern in Neumühl kamen Anfang der 70er Jahre auch die Schilder: Spielen verboten. Da machte sich eine Bürgerinitiative stark für dieses Gelände und was seitdem an Integrationsarbeit geleistet wird, geht übers normale Maß weit hinaus.“

Im Haus zeigt eine Fotoausstellung Bilder aus vier Jahrzehnten. Susanne Piesk deutet auf zwei Jungen, die stolz auf zwei Ponys sitzen. „Der kleine Kerl da war aus einer sehr rassistischen Familie, der hat als erstes hier vor unserer türkischen Erzieherin auf den Boden gespuckt“, erinnert sie sich. Dann weist sie auf den zweiten Jungen. „Und das ist ein Jahr später sein allerbester Freund, der stammt aus dem Irak“, fügt sie hinzu.

Am Reitplatz hebt Mitarbeiterin Linda Weber die 17 Monate alte Finja auf Sir Henry. „Die Finja kennt die Ponys“, sagt deren Mutter, „wir sind jeden Tag hier.“