Hamborn. . Der Benzinverkauf an Privatleute war im August 1939 schon eingeschränkt und regelmäßig mussten Luftschutzübungen abgehalten werden. Das waren für die Hamborner klare Anzeichen, dass der Krieg bald beginnen würde.

Ein von SS-Leuten fingierter polnischer Überfall auf den deutschen Radiosender Gleiwitz in Oberschlesien am Abend des 31. August 1939 lieferte bekanntlich Adolf Hitler am Vormittag des 1. September im Reichstag in Berlin den Vorwand, um auszurufen, „seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“ - der Beginn des Zweiten Weltkriegs. „Der Krieg lag ja schon lange in der Luft“, sagt dazu der Hamborner Heimatforscher Hans-Joachim Meyer, nämlich seit dem Anschluss Österreichs an Deutschland im März 1938 und der Besetzung der restlichen Tschechoslowakei ein Jahr später. Meyer hat sich mit der Situation damals vor Ort beschäftigt.

Keine Kriegsbegeisterung

„Vor dem Amtsgericht Hamborn war ja schon seit etwa 1938 eine überdimensionale Luftbombe aufgestellt“, berichtet Meyer. „Sie sollte die Bevölkerung auf die Aufgaben des Luftschutzes hinweisen.“ Etwa seit dieser Zeit habe es auch Verdunkelungsübungen gegeben, seien Lehrgänge zur Brandbekämpfung bei Luftangriffen durchgeführt worden. Auch Frauen seien darin ausgebildet worden.

Schon ab 1937 war an der Essen-Steeler-Straße in Neumühl mit dem Bau einer Kaserne für die Flugabwehr begonnen worden. Offenbar rechnete die Nazi-Regierung schon früh mit Luftangriffen aus Westeuropa, die dann aber erst 1941/42 einsetzten.

„Am 31. Juli“, berichtet der Heimatforscher weiter, „gab der Mineralölgroßhandel Gebrüder Hoppe von der Hufstraße in Hamborn an den Tankstellen-Betreiber Heinrich Wolterhoff von der Beecker Straße unter strenger Geheimhaltung eine Auflage der Regierung weiter: Er durfte fortan einen Tankvorrat von 30 Prozent seines Behältervolumens nicht mehr unterschreiten.“ Wolterhoff musste den Verkauf an die Zivilbevölkerung bei Erreichen dieser Grenze einstellen. Meyer: „Nur die Wehrmacht durfte betankt werden.“

Reichparteitag abgesagt

Misstrauisch stimmte auch, dass der sonst groß aufgezogene Reichsparteitag im September in Nürnberg schon Mitte August abgesagt worden war. Heimatforscher Hans Lembeck (95) erinnert sich daran, dass in der Woche vor Kriegsbeginn auf der neuen Autobahn Richtung Hamm Hunderte von Militärfahrzeugen geparkt waren, die auf ihren Marschbefehl warteten.

Wenige Stunden vor Kriegsbeginn beschäftigte die Hamborner aber eine örtliche Katastrophe: Auf der Schachtanlage Neumühl ereignete sich ein schweres Unglück. Bei einem Förderkorb hatten sich die Gegengewichte gelöst. Acht Bergleute rasten 100 Meter tief in den Tod. „Von Kriegsbegeisterung konnte in Hamborn am 1. September 1939, einem Freitag, keine Rede sein“, so Meyer. Die Stimmung sei eher bedrückt gewesen.

Fünf Bunker für die Bevölkerung 

Am 2. September 1939 wurden auch in Hamborn Lebensmittel-Bezugsscheine ausgegeben. Das kannten die Hamborner schon aus dem Ersten Weltkrieg. „Nur ging niemand davon aus, dass es sie bis 1950 geben würde“, so Hans-Joachim Meyer.

Der Duisburger Stadtanzeiger informierte an diesem Samstag nicht nur darüber groß. Er gab auch Verhaltensregeln bei Fliegeralarm wie „Suche in Ruhe den nächstgelegenen öffentlichen Luftschutzraum auf“. Dazu waren an den Gebäuden, die als solche dienten, Markierungen angebracht.

In Alsum, bei den Bauern und Fischern am Rhein, war, berichtet Meyer weiter, ab Dezember 1939 eine Artillerie-Batterie einquartiert. Ab Mai 1940 nahmen die Soldaten am Frankreich-Feldzug teil.

Fünf Hochbunker wurden nach Kriegsbeginn in Hamborn hochgezogen: an der Alexstraße/Neumühl, am dortigen Bergmannsplatz und an der Schroerstraße, am Heinrichplatz/Bruckhausen und am Johannismarkt/ Marxloh, nur in Alt-Hamborn nicht.

In der katholischen Gemeinde Alsum unterzeichneten am 21. Dezember 1940 über 40 Gläubige ein Dokument, das später der Pfarrchronik angehängt wurde und ihre Bewertung der Lage wiedergab: „Das Kreuz aus der Schule entfernt, der Priester aus der Schule verwiesen, Eltern gottlos geworden, Kinder ihren Glauben verloren, Krieg über Europa.“