Marxloh. . Vor einem Viertel Jahrhundert gründete sich in Marxloh der Verein Stellwerk, der seinen Namen von dem Ort ableitete, wo die regelmäßigen Treffen stattfinden. Es handelt sich um einen Verein, der Sozialthemen, aber auch Probleme vor Ort diskutiert – wie die Zuwanderung und Wohnsituation in Marxloh.

Seit 26 Jahren treffen sich ehemalige Thyssianer und Mitarbeiter von Eisenbahn und Häfen im alten Stellwerk an der Warbruckstraße neben der großen Moschee. Den Verein, den sie gegründet haben, trägt den Namen des Gebäudes: Stellwerk. Allerdings handelt es sich bei den Mitgliedern (Männer und Frauen) nicht – wie man vermuten könnte – um Eisenbahnfans, sondern um gewerkschaftlich und bildungspolitisch interessierte, ehemalige Arbeitnehmer, die sich gesagt haben: „Wir wollen uns weiter engagieren, auch im vorgezogenen Ruhestand.“

Über den Sozialplan waren etliche Stahlmitarbeiter damals ausgeschieden, suchten nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung im unfreiwilligen Ruhestand.

Vom alten Arbeitgeber hatten sie das nicht mehr benötigte Stellwerk zur Verfügung gestellt bekommen, an dem einst die Bahnen, die zwischen Schwelgern und Hamborn sowie Schwelgern und dem Schacht Lohberg pendelten, vorbeifuhren. „Wir waren ja fast alle Handwerker“, erinnert sich der heutige Vereins-Vorsitzende Willi Germuth (66). So war es kein Akt, das alte Innenleben herauszureißen und Aufenthaltsräume zu schaffen, wo man die Freizeit mit Gleichgesinnten verbringen konnte. Sämtliche Stellwerktechnik verschwand. Unten richteten die Stahlwerker eine Stube ein, mit Sitzecken, die aus einer alten Pizzeria stammen. Oben, dort wo der Schrankenwärter seinen Platz hatte, entstand ein weiterer Raum, der heute für Schulungen genutzt wird.

Politische Themen diskutieren

Schnell stellte sich heraus, dass die Mitglieder nicht nur plaudern und im (längst nicht mehr existierenden Chor) singen sowie feiern, sondern auch politische Themen diskutieren wollten. Und zwar nicht auf Stammtischniveau.

So kam die Idee auf, Bildungsveranstaltungen durchzuführen. Regelmäßig werden nun sozialpolitische Themen erörtert. Dazu gehören Gespräche über die Kranken- und Pflegeversicherung, die Rente, Reha-Maßnahmen und das Arbeitslosengeld. Aber es geht auch um ganz ortsnahe Themen wie: die Wohnsituation in Marxloh, die Flüchtlings- und Zuwanderungsproblematik vor Ort und das Grüngürtelprojekt.

Insgesamt finden im Stellwerk fast monatlich Bildungsveranstaltungen statt. Zudem nehmen die Vereinsmitglieder an Seminaren an anderen Orten teil, die unter anderem von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Verein für politische Bildung in Bonn angeboten werden.

106 Mitglieder zählt der Verein derzeit. Das jüngste Mitglied ist 53 Jahre alt, das älteste 87. Der Jahresbeitrag liegt bei 18 Euro. Da es sich um einen Club handelt, der keine öffentlichen Veranstaltungen durchführt, verzichtet man auf einen Internetauftritt. Das Gebäude ist an die Stadt übergegangen, die es dem Verein verpachtet.