Laar am Rhein. . In diesem Teil unserer Serie „Stadtspaziergänge“ berichten wir über Laar am Rhein. Dort sind die Mieten wesentlich günstiger als im übrigen Stadtgebiet, obwohl es dort den schönsten Deichabschnitt in Duisburg gibt.
Der erste Eindruck, als wir das Auto auf dem Parkplatz abgestellt haben und vom Deich aus in den Ortsteil laufen: Es ist still, wahnsinnig still. Vor allem: Es gibt überhaupt keinen Autobahnlärm. Laar hat den großen Vorteil, weit ab von allen Schnellstraßen zu liegen, die sich wie ein Spinnennetz über die Stadt gelegt haben. Der erste Weg führt in den Florapark. Auch dort: himmlische Ruhe.
Nur eine ältere Dame geht mit ihrem Hund spazieren. Im Biergarten, ein paar Meter weiter, sitzt ein Herr mittleren Alters und gönnt sich ein Pils. Los ist um die Mittagszeit nicht wirklich viel. „An den Markttagen und abends“, sagt Melanie Avenia (34), die Servicekraft, sei das ganz anders. Die Wirtschaft, die seit rund 100 Jahren bestehe, sei der Treffpunkt in Laar. Jung und alt entspannen und plaudern dort.
Genauso lange grüßt der Laarer Junge die Schiffer und alle, die in den Ortsteil am Rhein kommen, vom Dachsims aus. Die Steinfigur ist ein Wahrzeichen, das man hoch oben auf dem Haus Nummer 50 an der Deichstraße bewundern kann. Es gibt zwei Geschichten, warum sich die Figur dort befindet: 1) Ein Schiffer ließ sie aufstellen, zur Erinnerung an seinen verstorbenen Sohn, der ihm stets bei der Abreise nachwinkte. 2) Ein Vater stellte sie aus Dankbarkeit auf, weil sein Sohn vom Dach gerettet worden war. Welche Geschichte stimmt, weiß indes niemand.
Zwei Wahrzeichen
Ein anderes Wahrzeichen ist die katholische Kirche St. Ewaldi – am anderen Ende des Ortsteils. Ein stattlicher Bau. Dazwischen liegen reine Wohnstraßen (vom Marktplatz einmal abgesehen). Die Bauten stammen aus ganz unterschiedlichen Epochen. Manche aus dem frühen 20. Jahrhundert, sie sind schön verziert und wahre Hingucker. Andere sind nach dem Zweiten Weltkrieg hochgezogen worden – große Bauwerke, in denen vor allem Arbeiterfamilien ein Zuhause fanden. Insbesondere in Rheinnähe sind in jüngerer Zeit einige Neubauten entstanden, darunter das Wohndorf Laar, eine altengerechte Anlage.
Die Mieten in diesem Ortsteil sind niedrig, im Vergleich zu denen in anderen Stadtteilen. Dabei besitzt Laar den schönsten Deichabschnitt in Duisburg: Hoch oben auf der Krone und etwas tiefer auf der Flussseite befinden sich Spazier- und Radwege, die von Ausflüglern und den gut 6000 Einheimischen gleichermaßen geschätzt werden.
Das Frankfurter Ehepaar Sohn etwa legte dort am Mittwoch eine Mittagspause auf der Strecke von Mülheim nach Xanten ein. Wunderbar finden die Hessen es dort – und lassen den Blick in die Ferne schweifen – zur Ruhrorter Friedrich-Ebert-Brücke mit den stattlichen Brückentürmen und zur Autobahn- und Haus-Knipp-Brücke weiter im Norden. Direkt vor ihnen liegt der breite Fluss, auf dem die Frachtschiffe gemächlich dahingleiten. Möwen fliegen vorbei, bunte Wildblumen wiegen sich im Wind. Idylle pur.
„Läge dieser Stadtteil in Düsseldorf, die Mieten wären nicht zu bezahlen“, ist ein Satz, den man seit Jahren immer wieder hört, wenn das Gespräch auf Laar kommt. Weil Laar aber nun mal in Duisburg liegt, und noch dazu etwas ablegen, sind die Wohnungen recht preiswert. Was vor allem Familien mit Kindern zu schätzen wissen. Um sie bemüht man sich redlich: Es gibt etliche Spielplätze, Kindergärten und eine Grundschule. Alles ist gut erreichbar, über verkehrsberuhigte Straßen.
Die sind zwar baumbestanden, Vorgärten indes sind selten. Dafür gibt es hinter und neben den Häusern Grünflächen, die man nicht erwartet hätte. So entdecken wir sogar Feigenbäume, die unter der Last der Früchte ächzen.
Und was ist mit dem Binnen-Schifffahrtsmuseum? Offiziell gehört es zu Ruhrort. Aber jeder Laarer sagt: „Nee, das ist unseres.“