Marxloh.. Gisela Osinski steht seit 50 Jahren hinter der Theke von Peter Pomms Puszettenstube in Marxloh. Alles fing an mit einem Imbisswagen am Pollmanneck und Deutschlands erster Fritteuse.


„Ist doch unglaublich, wie schnell 50 Jahre vergehen, oder nicht?“ fragt Gisela Osinski und erntet zustimmendes Nicken von ihrem Chef Willem Tauber, der mit seiner Frau Heidi zum August-Bebel-Platz gekommen ist, um der langjährigen Mitarbeiterin zu gratulieren, die nach wie vor regelmäßig hinterm Tresen steht.

Natürlich, sagt Gisela Osinski, habe sich der Stadtteil in dieser Zeit gewandelt. Mit dem Stadtteil die Gäste der Imbiss-Stube am August-Bebel-Platz. Aber Marxloh sei für sie Heimat und bleibe Heimat.

Sagt die Frau, für die es in fünf Jahrzehnten nie einen Unterschied machte, ob vor ihr jemand aus den Familien Grillo, Horten oder König einen Imbiss orderte, oder irgendein armer Teufel, der für Pommes und „Puszetten“ die letzten Cent zusammenkratzen musste: „Aber schreiben sie bitte nicht, ich wäre Hambornerin. Weil ich Marxloherin bin!“

Über die Geschichte ihres Arbeitsplatzes zu reden, dass überlässt sie lieber, „dem Chef. Der redet sowieso ohne Punkt und Komma“, sagt sie lachend, „aber er ist ein ganz Lieber. Ansonsten hätte ich es ja gar nicht 50 Jahre hier ausgehalten.“

Chef Willem Tauber ist um spannende Episoden aus der Firmengeschichte wahrlich nicht verlegen. „Peter Pomm ist weit mehr als eine ehemalige Imbisskette im Duisburger Norden“, sagt er, „Peter Pomm hat für Millionen Arbeitsplätze gesorgt, schreiben ‘se das ruhig!“

Wie das?

Sein Schwiegervater Peter Johann Hildebrand („Er war der Peter, ich bin der Pomm . . .“), mit dem er 1959 den ersten Imbisswagen Duisburgs ans Pollmanneck gestellt habe, sei ein Pionier gewesen: „Damals gab es in Deutschland noch keine Fritteusen“, sagt Tauber, „und als wir eine brauchten, haben wir die Xantener Firma Herzog und Langen beauftragt, uns eine zu bauen“, sagt Tauber. Durch die Fritteusentechnik sei Herzog und Langen zu einem der weltweit größten Großküchen-Ausstatter aufgestiegen: „Mit Peter Pomm fing dieser Aufstieg an.“

Aufgestiegen sind während der 1960’er Jahre auch Peter Hildebrand und Schwiegersohn Willem Tauber: Auf einen Imbisswagen folgte der zweite. Auf die erste Filiale an der Weseler Straße dann 1965 die am August-Bebel-Platz: „Frage sie mich nicht, wie viele genau – aber zu unseren besten Zeiten Ende der 1960’er hatten wir ungefähr 12 Filialen.“

Heute gibt es nur noch eine. Die am August-Bebel-Platz. Tauber glaubt an weitere 50 Jahre: „Weil ich hoffe, dass meine Töchter und Enkelkinder Peter Pomm weiter führen werden.“

Ob der Nachwuchs dann ebenfalls einen der führenden deutschen „Wirtschaftskapitäne“ als Stammgast begrüßen kann? „Das war 1967“, sagt Willem Tauber, „als Horten sein Kaufhaus am August-Bebel-Platz eröffnete.“ Helmut Horten selbst sei mehrfach in den Imbiss gekommen, um dort die Spezialität des Hauses – Puszetten mit Pommes – zu essen. „Weil er in seinem Kaufhaus auch ein Schnellrestaurant hatte, habe ich ihn gefragt, ob er mich denn ruinieren will.“ Wenig später, sagt Tauber, „hat der Horten sein Restaurant-Projekt aufgegeben.“

Als noch ein Dutzend Filialen mit Würsten, Hackfleischbällchen und Frikadellen zu beliefern waren, sagt der Imbiss-Unternehmer, habe Peter Pomm seine eigene Fleischerei betrieben: „Mittlerweile lassen wir unser Wahrzeichen, die Puszetten, in Lizenz bei einem namhaften Fleischwaren-Hersteller produzieren.“

Überhaupt: Die Puszetten.

Legenden ranken sich in Marxloh um die Fleischbällchen in Tomatensoße: Ein Seemann habe sie nach Argentinien gebracht, ein New-York-Tourist will die typischen roten Marxloher Konserven in einem Restaurant am Hudson-River gesehen haben. Alles Seemannsgarn?

„Nee“, sagt Willem Tauber alias Peter Pomm, es stimme schon, dass viele Marxloher, die irgendwann in die Welt gezogen seien – in die USA oder nach Australien – sich bei Gelegenheit immer wieder mit den Puszetten aus der alten Heimat eindecken: „Das freut einen dann.“