Röttgersbach. . Die Niederrhein-Therme wird seit anderthalb Jahren mit Fernwärme beheizt. Die Wärme kommt aus den Faultürmen der Kläranlage in Dinslaken. Jetzt baut die Therme noch ein kleines Blockheizkraftwerk, um unabhängiger von Energielieferungen zu werden.

Es war die pure Not, die vor gut zwei Jahren zu der Entscheidung führte, die Niederrhein-Therme nicht mehr konventionell mit Gas zu beheizen, sondern nach einer alternativen Energiequelle zu suchen. Seit rund anderthalb Jahren läuft die neue Anlage – und Geschäftsführer Hartmut Lange lächelt zufrieden. Der Tritt auf die Kostenbremse hat funktioniert.

Derzeit spart die Freizeiteinrichtung im Revierpark Mattlerbusch zwar noch nichts – aber immerhin sind die Ausgaben nicht gestiegen. Geheizt werden die Wasserbecken und das Gebäude zu etwa 50 Prozent mit Abwärme, die in den Faultürmen der Emschergenossenschaft im Klärwerk Emschermündung in Dinslaken entsteht – wir berichteten.

Energierechnung explodierte

Der Rest wird per Gasheizung beigesteuert. Derzeit plant die Revierpark GmbH die Errichtung eines kleinen Blockheizkraftwerks in den vorhandenen Technikräumen, das bereits Ende dieses Jahres in Betrieb gehen soll. „Dann produzieren wir unsere gesamte Wärme selbst und auch noch einen Teil des Stroms“, sagt Lange.

Erstmal hatte man sich 2004 Gedanken gemacht, wie man die explodierenden Energiekosten senken oder zumindest eindämmen könnte. Damals stieg die monatliche Heizrechnung von 40.000 auf 70.000 Euro. Man wollte ein Biosprit-Kraftwerk errichten. Da es mit Palmöl betrieben werden sollte, hagelte es Bürgerprotest – das Projekt wurde begraben. 2012 hatte man endlich die zündende Idee: Die Nutzung von Abwärme, die bei der Klärung der Abwässer entsteht.

Wärme liefert jetzt Thermo-Plus

Wärmebedarf wie 600 Einfamilienhäuser

Allein der Wärmeverbrauch der Niederrhein-Therme liegt bei zwölf Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht ungefähr dem, was 600 Einfamilienhäusern benötigen. Dafür werden pro Jahr rund 480 000 Euro fällig.

Hinzu kommen 3,5 Millionen Kilowattstunden Strom (Kosten: 530 000 Euro pro Jahr). Diese Strommenge wird für die Schwimmbad-Pumpen und die Sauna-Heizungen benötigt.

Die Fernwärme aus den Dinslakener Faultürmen wird über eine 1,5 Kilometer lange Leitung über die Stadtwerke-Tochter Thermo-Plus angeliefert. Thermo-Plus hängt mit der Emschergenossenschaft zusammen, die die Kläranlage betreibt.

Die Frischwasserrechnung beläuft sich pro Jahr auf knapp 150 000 Euro, fürs (relativ saubere) Abwasser werden weitere 57 000 Euro gezahlt.

Man wurde mit Thermo-Plus, einer Stadtwerke-Tochter, handelseinig, musste aber erst noch ein Problem lösen: Da die Abwärme (70° Celsius) um 20 Grad geringer ist als die Temperatur, mit der die Therme bislang betrieben wurde, waren technische Änderungen nötig. Außerdem mussten die alten Heizkessel für den Notfall, falls die „Fernwärme“ mal ausfällt, erhalten bleiben. Die Lösung wurde gefunden – seitdem läuft die Anlage.

Die Wärmekosten der Therme liegen derzeit bei 480.000 Euro pro Jahr. Langfristige Verträge begrenzen im Falle der Kostensteigerungen den Ausschlag nach oben. Das sei auch nötig, denn auf die Eintrittspreise ließen sich Mehrkosten nicht umlegen. „Wir sind mit den Preisen bereits am Limit“, sagt der Geschäftsführer. „Mehr können und wollen die Gäste nicht zahlen.“

270.000 Besucher im vergangenen Jahr

Vergangenes Jahr besuchten rund 270.000 Menschen die Freizeit- und Wellnessanlage an der Wehofer Straße 42. Rund zehn Prozent weniger als noch in den Jahren zuvor. Das habe mit neuen Angeboten in Nachbarstädten, aber auch mit den Eintrittspreisanhebungen zu tun.

Der Jahresetat liegt bei knapp fünf Millionen Euro. Vier Millionen erwirtschaftet die Therme, 510.000 kommen von von Stadt und Regionalverband Ruhr als Zuschuss, das Defizit wird aus den Rücklagen beglichen.