Marxloh. .

Um der Verwaltung die Brisanz der Situation im Stadtteil vor Augen zu führen, hatte der Runde Tisch alle Marxloher zu einem Bürgerforum in die Mensa der Herbert-Grillo-Schule eingeladen.

Die fasst 100 Leute und als sie voll war, standen immer noch viele draußen. Kurzerhand verlegte Heike Priebe vom Vorstand das Forum hinaus ins Freie vor die Schule. Über 200 Marxloher versammelten sich und brannten darauf, ihrem Ärger Luft zu machen.

Freizügigkeit für EU-Bürger

„Dies ist kein Forum für Fremdenhass und Rassismus“, warnte Moderatorin Patricia Jessen die Teilnehmer. Ganz ließen sich die Stammtischparolen zwar nicht unterdrücken, aber die große Mehrheit der Leute äußerte durchaus nachvollziehbare Beschwerden.

Es gibt immer mehr wilde Müllkippen im Stadtteil. Viele Gärten und Hinterhöfe sind vermüllt, darauf haben die Wirtschaftsbetriebe allerdings keinen Zugriff. Papierkörbe werden abgebaut, weil sie immer wieder mit Hausmüll vollgestopft wurden. Selbst die Markthändler werden oft dabei beobachtet, wie sie einfach ihren Verpackungsmüll auf den Platz werfen. Morgens um sechs lärmen die Arbeiter, die mit Autos abgeholt werden schon an der Hagedornstraße Ecke Rolfstraße, es gibt Geschrei, Hupkonzerte und Türenknallen.

Den ganzen Tag sei Krach und Geschrei auf der Henriettenstraße, weil viele Leute da praktisch auf der Straße lebten. Anwohner haben junge Mädchen beobachtet, die scheinbar der Prostitution nachgehen. Durch die ständigen Menschenansammlungen auf der Straße trauen sich die Leute nicht mehr durch. Speziell den Älteren, die mit dem Rollator unterwegs sind, werde kein Platz gemacht. Die Radwege an der Dahlstraße und Wiesenstraße sind ständig zugeparkt. Jugendliche leiden unter aggressiver Anmache durch Gleichaltrige. Die Flut der Klagen nahm kein Ende.

Viel Applaus bekam ein türkischer Hausbesitzer, der sagte: „Wäre ich Mieter, hätte ich längst wegen dauernder Lärmbelästigung die Miete gekürzt, ich überlege inzwischen, ob ich nicht die Grundsteuer kürze.“

Geballter Bürgerfrust

Einen schweren Stand hatten die geladenen Vertreter von Politik und Verwaltung gegen den geballten Bürgerfrust. Reinhold Mettlen berichtete als Leiter des Ordnungsamtes über die neue Task-Force „Problemimmobilien“. Die arbeitet eine Liste von etwa 100 Adressen im Stadtgebiet ab und versucht, Besitz und Wohnverhältnisse zu klären, was oft nicht einfach ist.

Bei vielen Bürgern ist der Eindruck entstanden, dass der massive Zuzug von Süd-Ost-Europäern gerade nach Marxloh ein politisch gelenkter Zustrom sei. Dem widersprachen alle anwesenden Politiker. „Die Leute haben als EU-Bürger das Recht, hierher zu kommen. Und sie gehen dahin, wo die Mieten billig sind und der Leerstand groß“, sagte Marijo Terzic vom Kommunalen Integrationszentrum. Bezirksbürgermeister Uwe Haider erinnerte die Marxloher daran, die schon zur Verfügung stehenden Beschwerdekanäle auch zu nutzen. „Ich habe jeden Dienstag Sprechstunde. Bitte, wenden sie sich an uns, wir können nur helfen, wenn wir informiert werden.“