Als Auftakt für das multikulturelle Festival "Melez", organisierte das Team des Medienbunkers am Johannismarkt eine Führung durch den Stadtteil. 300 Personen nahmen teil

Marxloh ist ein Stadtteil, der nicht den besten Ruf genießt. Schwer vorstellbar, dass Besucher von außerhalb ausgerechnet hierher kommen, um das Umfeld zu erkunden. Zumal die Menschen hier immer noch unter den Lasten des Strukturwandels leiden. Aber gerade diese negativen Vorstellungen, die mit Marxloh verbunden sind, waren Anlass für die Organisatoren des multikulturellen Festivals "Melez", einmal genauer hinzusehen, bzw. hinsehen zu lassen.

Unter dem Titel "Melez.Labor" gingen knapp 300 Gäste auf eine Entdeckungsreise durch einen Stadtteil, der mehr zu bieten hat, als sein schlechtes Image. "Die Menschen sollen erleben, dass es eine ganz andere Seite von Marxloh gibt", erklärt Asli Sevindim, Künstlerische Direktorin des Bereiches "Stadt der Kulturen" bei Ruhr 2010.

Mehrere Führungen starteten vom Medienbunker am Johannismarkt, die die Gäste in das Herz von Marxloh führten, wo das pralle Leben direkt auf der Straße, an jeder Ecke und in jedem Geschäft zu erleben ist. Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Rundgangs war die Weseler Straße mit ihren vielen Geschäften und Teestuben, die das Bild von Marxloh prägen.

Verdutzte Gesichter bekamen die Teilnehmer immer dann zu sehen, wenn sie einen der Läden betraten. So unter anderem bei einem türkischen Coiffeur, der gerade fleißig damit beschäftigt war, seinen Kunden die Haare zu stutzen. Aber, obwohl der Ladenbesitzer über den plötzlichen Besuch sichtlich überrascht war, ließ er es sich nicht nehmen, die Gäste herzlich zu begrüßen. Stolz verkündete er, dass ein Haarschnitt bei ihm gerade einmal acht Euro kostet.

Natürlich ist ein Rundgang durch Marxloh, der das alltägliche Leben der Menschen zeigen soll, nicht komplett, ohne eine Stippvisite in einem der vielen Brautmodengeschäfte. "Wenn ein türkischer Mann einen Laden eröffnet und Erfolg hat, dann denkt der andere: das kann ich auch", erklärt Mustafa Tazeoglu vom Medienbunker, warum es so viele Brautmodengeschäfte in diesem Ortsteil gibt.

Gerade die Besuche in den unterschiedlichen Geschäften begeisterten die Teilnehmer der Touren. "Vorher war ich noch nie in einem Laden für Brautmoden. Es war ein tolles Erlebnis", berichtet Ulli Klein aus Hamborn.

Selbst zunächst skeptische Besucher überzeugten die Führungen. "Ich hätte nicht gedacht, dass sowas im Ruhrgebiet funktioniert", sagt Wolf Härtig aus Mülheim. "Durch solche Aktionen wird unsere Region in das richtige Licht gestellt", lautet das Fazit des Mülheimers.

Die Führungen endeten mit einem kleinen Kulturprogramm am Pollmanneck: Dort gab es Musik- und Tanzdarbietungen.Das multikulturelle Festival "Melez" (Melez heißt Mischling) ist eine Veranstaltungsreihe im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010. Neben der Tour durch Marxloh fand in der Dortmunder Nordstadt am Samstag eine ähnliche Veranstaltung statt, die den Menschen die Besonderheiten des Quartiers näher bringen sollte. Die Events waren der Auftakt für das Festival, das überall im Ruhrgebiet stattfindet. dah