Marxloh.

. Sie ist zwar nicht Hamborns älteste Apotheke, wohl aber die älteste noch heute bestehende Pharmazie. Am 3. Februar 1908 eröffnete Karl Lohmann im Hause Johannistraße 2, heute ist das die Ecke Julius-Birk-Straße/Weseler Straße, die Viktoria-Apotheke. Ihr heutiger Inhaber, Andreas Schmaler, feiert in diesem Jahr 25-jähriges Betriebsjubiläum.

Top-Lage in Marxloh

„Die Viktoria-Apotheke war die sechste Apotheke in Hamborn“, berichtet Heimatforscher Hans-Joachim Meyer. Hamborn war damals mit 82 000 Einwohnern auf dem Weg zur Großstadt. In etwa ist die Einwohnerzahl mit heute vergleichbar. Die Zahl der Apotheken hat sich indessen bis heute vervierfacht. Lohmann, 1862 in Gerresheim bei Düsseldorf geboren, war 1907 schon kein junger Mann mehr, als er aus dem münsterländischen Legden nach Hamborn zog. Von daher erklärt sich vielleicht, dass er gleich in der Lage war, an der damaligen Ecke Provinzialstraße/Johannisstraße einen mehrgeschossigen Neubau im Jugendstil zu errichten. „Die Lage war günstig“, gibt Heimatforscher Meyer zu bedenken, „denn der Haupteingang zur Groß-Schachtanlage Friedrich Thyssen 2/5 lag nur 250 Meter weit entfernt.“ Außerdem hielt die Straßenbahn damals fast direkt vor dem Haus. Die Provinzialstraße entwickelte sich zu der Zeit zu einer gut besuchten Einkaufsmeile, wo es alles zu kaufen gab.

Neuanfang nach 1945

Über 30 Jahre führte Lohmann die Apotheke. Am 19. April 1939 starb er knapp 77-jährig.

Nachfolger wurde Dr. Ludwig Tietz, damals 46 Jahre alt. Der gebürtige Weseler zog 1942 aus Wörlitz in Sachsen-Anhalt zu. „Unter seiner Regie wurde die Apotheke Lehrapotheke, konnte also ausbilden“, berichtet Hans-Joachim Mey­er. Zunächst jedoch musste Tietz mit der Apotheke einen Neuanfang machen. Denn das Eckhaus wurde im Krieg vollkommen zerstört. Vorübergehend, so Meyer, fand sie im Haus Kaiser-Wilhelm-Straße 258 eine Bleibe, siedelte wenige Jahre später aber zur Weseler Straße 92/94. Dort war der Apotheker bei seinem Tod im August 1965 auch mit Wohnsitz gemeldet. Gestorben ist er aber in Bad Teinach im Schwarzwald.

Die Apotheke übernahmen Wilhelm Schmitz und Ehefrau Ingeborg. „Wilhelm Schmitz war Hamborn besonders verbunden“, berichtet Heimatforscher Meyer. „Er war viele Jahre Vorsitzender von Hamborn 07. Fußball und Handball lagen ihm besonders am Herzen.“ Beide übergaben die Apotheke 1989 an Andreas Schmaler. Schmitz starb Anfang April 76-jährig, war schon seit Jahren Witwer gewesen.

1975 in Deutschland geblieben 

Apotheker zu werden, das war für Andreas Schmaler (60) nicht so einfach. Seit 25 Jahren führt er nun die Viktoria-Apotheke an der Weseler Straße, heute die älteste Hamborner Apotheke.

Schmaler stammt aus Rumänien, ist Nachfolger von nach dort ausgewanderten Donauschwaben. Der Sprössling einer Arztfamilie absolvierte an der Universität Bukarest ein Sportlehrer-Studium, spielte gleichzeitig in der Hochschulmannschaft hochklassigen Handball. 1975 setzte er sich während einer Gastspielreise seines Teams durch Deutschland ab. „Ich wurde in Abwesenheit zu Gefängnis verurteilt“, erzählt er. Von Ba­yern führte ihn sein Weg nach Krefeld, wo er zunächst sein Auskommen als Handballspieler fand. Dort wurde er von Apotheker Wilhelm Schmitz, dem Vorsitzenden von Hamborn 07, abgeworben.

Schmaler erreichte erst durch Zusatzprüfungen, dass sein rumänisches Abitur hier anerkannt wurde. Die Zeit bis zur Zuweisung ei­nes Pharmazie-Studienplatzes überbrückte er mit einer Ausbildung zum Apothekenhelfer bei seinem Mentor. Schmaler hat das Geschäft also von der Pike auf erlernt. Von 1978 bis 1984 studierte er dann Pharmazie und übernahm die Apotheke fünf Jahre später. Am 1. Juli wird Jubiläum gefeiert.