Duisburg-Nord. . Die Ratskandidaten der Parteien für den Norden haben vor dem Kommunalwahl Fragebögen ausgefüllt, die für alle Wahlkreise in der Tageszeitung erscheinen. Nun hat die Redaktion die Antworten der Politik statistisch ausgewertet, mit teils überraschenden Ergebnissen. Heute unter der Lupe: SPD, CDU, Grüne und Linke
Für welche Partei im Norden sind bei der Kommunalwahl am kommenden Sonntag Jugend, Sicherheit oder Bürgernähe als Themen besonders wichtig?
Auskunft darüber geben die Fragebögen, die von den Ratskandidaten im Vorfeld der Wahl ausgefüllt und der Redaktion übermittelt wurden. Die Redaktion hat die Angaben statistisch ausgewertet.
SPD: Bürgernähe ragt heraus
Je vier der 15 SPD-Ratskandidaten für den Norden sehen ihren persönlichen politischen Arbeitsschwerpunkt in Bildung und Stadtentwicklung, drei im Bereich Umwelt und Jugend. Lokale Finanz- oder Sicherheitspolitik sehen die Sozialdemokraten nicht als ihre Stärke. Nur ein Kandidat sieht hier sein politisches Spezialgebiet.
Viermal nannten die SPD-Kandidaten Bürgernähe als wichtigstes Thema für ihren Wahlkreis. Gewerbeansiedlung (4 Nennungen) und Infrastruktur (3) folgen. Die relativ hohe Zahl der Jugend- und Bildungspolitikern unter den Kandidaten spiegelt sich nicht in der Themensetzung wider.
CDU: Sicherheit und Handel
Von den 15 CDU-Ratskandidaten sehen sich fünf als Wirtschaftspolitiker, jeweils drei geben Finanz- und Verkehrspolitik als Schwerpunkt an. Es besteht ein thematischer Zusammenhang zwischen den persönlichen Schwerpunkten und den aus Sicht der CDU wichtigsten Stadtteil-Themen: Infrastruktur, Einzelhandel, Sauberkeit werden viermal genannt. Spitzenreiter ist das Thema Sicherheit, das sechs von 15 CDU-Kandidaten nannten. Soziale Themen spielen eine untergeordnete Rolle.
Grüne: Wenig grüne Themen
Acht von 15 Ratskandidaten der Grünen würden sich selbst als Sozialpolitiker bezeichnen, fünf sagen, das Migrationspolitik ihr Spezialgebiet sei. Nur drei von 15 sehen ihren Schwerpunkt im Politikfeld Umwelt. Dies spiegelt sich bei der Nennung der wichtigsten Stadtteil-Themen wider: Nur vier von 15 Ratskandidaten der Grünen sehen Umweltthemen als die wichtigsten an. Gewerbeansiedlung und Wohnen wurden jeweils dreimal genannt.
Linke: Jugend und ÖPNV
Acht von 15 Kandidaten der Linkspartei im Norden sehen sich selbst in erster Linie als Sozialpolitiker, für drei von ihnen ist der Antifaschismus persönliches politisches Spezialgebiet. Top-Thema für die Kandidaten der Linken ist nach eigenem Bekunden die Situation der Jugend im Norden (4 Nennungen). Gefolgt von der Schaffung von Arbeitsplätzen, ÖPNV und Nahversorgung (je 3).
Grüne Arbeiter, rote Rentner, schwarze Unternehmer
Bei den Ratskandidaten der SPD fällt auf, dass unter den 15 Bewerbern nur noch ein Arbeiter ist. Fünf der Kandidaten sind in Rente oder Frührente, vier Angestellte treten an. Drei Akademiker und zwei Studenten treten außerdem an. Ein Drittel der SPD-Kandidaten wohnt selbst nicht in dem Wahlkreis, in dem sie gewählt werden möchten.
Bei der CDU sind das 20 Prozent. Neben vier Akademikern treten für die CDU im Norden am Sonntag vier Angestellte, drei Unternehmer, zwei Rentner und ein Student an.
Sechs Arbeiter, vier Akademiker, drei Angestellte, einen Rentner und einen Studenten schicken die Bündnis-Grünen ins Rennen. Mit 27 Prozent liegt die Quote derer, die nicht in ihrem angestrebten Wahlkreis wohnen, zwischen SPD und CDU.
Weniger tief in den Wahlkreisen verwurzelt sind die Kandidaten der Linkspartei. 33 Prozent wohnen außerhalb, die anderen innerhalb des Wahlkreises. Die Linkspartei schickt fünf Angestellte, drei Arbeiter, drei Akademiker, zwei Rentner und einen Handwerker ins Rennen.
SPD und Linkspartei bei Frauenquote deutlich vorn
Die politische Teilhabe von Frauen zeigt sich bei der Kandidatenkür. Hier haben SPD und Linkspartei die Spitzenposition inne.
Die SPD stellt – ebenso wie die Linkspartei – mit sechs Kandidatinnen von 15 Kandidaten 40 Prozent Frauen auf. Bei den Grünen sind es nur 27 Prozent, bei der CDU gar 20 Prozent. Bei der SPD bekommen nicht nur die meisten Frauen eine Chance, die Sozialdemokraten stellen mit der 19-jährigen Merve Deniz Özdemir auch die jüngste aller Kandidatinnen im Duisburger Norden. Sie kandidiert im Ruhrorter Wahlbezirk 15.
Im Altersdurchschnitt der Kandidaten spiegelt sich diese mutige Entscheidung der Partei nur bedingt wieder. Die SPD kommt – auch hier gleichauf mit der Linkspartei – bei ihren Kandidaten auf einen Altersdurchschnitt von 51 Jahren.
Die jüngste Kandidatenriege schicken Bündnis 90/Die Grünen ins Rennen um die Ratssitze: 45 Jahre sind die 15 Grünen Kandidaten im Schnitt alt. Deutlich darüber liegt der Grüne Franz Tews. Der ist mit 71 Jahren der älteste Kandidat im Norden. Er tritt in Alt-Walsum, im Wahlbezirk 2 an. Den höchsten Altersdurchschnitt verzeichnet die CDU mit 54 Jahren. In Bezug auf politische Erfahrung sind die Unterschiede groß: Die CDU-Kandidaten sind im Schnitt bereits 24 Jahre lang ihrer Partei treu. Bei der SPD im Schnitt 23 Jahre. Die Mitglieder der Grünen sind im Schnitt vor 6 Jahren in die Partei eingetreten, ebenso wie die Kandidaten der Linkspartei.
11 von 15 grünen Kandidaten haben Migrationshintergrund: 73 Prozent
Wenn jede Wahl ein Spiegelbild der Gesellschaft darstellen soll, muss die politische Teilhabe von Bürgern mit Migrationshintergrund sichergestellt sein. Der Migrantenanteil liegt bei den Grünen mit 73 Prozent astronomisch weit über dem der anderen Parteien. Zehn Kandidaten mit türkischen Wurzeln und einen Nordafrikaner schicken die Grünen ins Rennen.
Die Linkspartei stellt für den kommenden Sonntag drei Kandidaten mit Migrationshintergrund auf, allesamt mit türkischen Wurzeln. Bei SPD und CDU haben 6,7 Prozent der Kandidaten Migrationshintergrund. Soll heißen: Jeweils ein türkischstämmiger Bewerber.