Ruhrort. . Zum sechsten Mal stieg in Ruhrort auf der Mühlenweide ein maritimes Maifest. Doch dieses Mal meinte es Petrus mit den Bürgern gar nicht gut. Er schickte Starkwind und dazu noch peitschenden Regen. Folge: Die Blauen Jungs, ein Shanty-Chor, packte rasch die Noten wieder ein.

Der Wind pfeift über die Ruhorter Mühlenweide. Auf dem Rhein bauen sich graue Wellen auf und die rund 100 Fahnen am Flaggenmast knattern um die Wette. Kaum haben die Blauen Jungs aus Essen das erste Lied zur Eröffnung der maritimes Maifeier angestimmt, da beginnt es auch noch zu regnen. Wenig später packen die Sänger ihre Noten wieder ein, die wenigen Besucher suchen Schutz unter dem Vordach der Würstchenbude. „Vom Winde verweht“, sagt Bürgermeister Benno Lensdorf, der auch Vorsitzender des Fördervereins „Maritimes Ruhrort“ ist und die Party ausrichtet, „wäre heute passender“.

Flaggenmast am Hafenmund

Als Lensdorf und 24 Mitstreiter vor sechs Jahren eine große Aktion starteten, um den schwankenden Flaggenmast am Hafenmund zu retten – wir berichteten –, da kam auch gleich die Idee auf, fortan auf der Mühlenweide ein Maifest steigen zu lassen. „Das einzige maritime Maifest in ganz Deutschland übrigens“, sagt der Vereinsvorsitzende stolz. Bislang wählte man stets den Maifeiertag – und hatte Glück mit dem Wetter.

Dieses Mal musste die Party mit Chor und Snacks aus terminlichen Gründen nach hinten verschoben werden – und schon erlitten die Maritimen im übertragenen Sinne Schiffbruch. Von wegen schönes Wetter. Man hatte nicht den Eindruck, sich tief im Binnenland zu befinden. Die Stimmung erinnerte eher an Nordsee bei Sturm.

Nicht entmutigen lassen

Dadurch lässt man sich im Hafenstadtteil aber nicht entmutigen. Auch künftig wird es das Maifest geben. „Wir wollen den Flaggenmast mehr ins Bewusstsein der Menschen bringen“, so Lensdorf. Rund 80 000 Euro hatten er und die Vereinsmitglieder damals zusammengetrommelt, um das Wahrzeichen Ruhrorts wieder auf Vordermann zu bringen.

Derzeit arbeitet der Verein am nächsten Stadtteil-Projekt, das kurz vor dem Abschluss steht. Im Moment wird der alte Zietzschmann-Kran an der Schifferbörse aufpoliert. Der knapp 120 Jahre alte Dampfkran soll als Außenexponat des Binnenschifffahrtsmuseums ein Blickfang werden. Schon in wenigen Tagen soll er offiziell der Stadt übergeben werden. Auch für die Sanierung dieses Objekts haben die Förderer über 80 000 Euro eingesammelt.

Industriedenkmal zum Bestaunen

Es heißt, dieser Dampfkan sei der einzig verbliebene in Deutschland. Er wurde 1897 von der hiesigen Maschinenfabrik Johann Jaeger gebaut und diente der Spedition Zietzschmann als Verladekran am Parallelhafen.

Das restaurierte Industriedenkmal soll über Treppen aus nächster Nähe betrachtet werden können.