Die Ruhrorter Brückentürme sind ein Wahrzeichen des Hafenstadtteils und stehen seit 1985 unter Denkmalschutz. Seitdem gammeln sie vor sich hin. Nun sind sie für „kleines Geld” im Angebot.

Duisburg, 17.10.2008: Der südliche Brückenturm der Friedrich Ebert-Brücke; Foto: Rainer Raffalski
Duisburg, 17.10.2008: Der südliche Brückenturm der Friedrich Ebert-Brücke; Foto: Rainer Raffalski © WAZ

„Von außen”, sagt der Technische Vorstand der Duisburger gemeinnützigen Baugesellschaft (Gebag), Helmut Asche, „sehen die Brückentürme ja ganz gut aus. Von innen aber nicht.” Und das soll der Grund sein, weshalb sich für die inzwischen über 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauwerke, die auf der Ruhrorter Seite der Friedrich-Ebert-Brücke stehen, noch kein Käufer gefunden hat. Die Gebag hat die beiden Sandsteingebäude seit rund 20 Jahren in ihrem Besitz, erhielt sie von der Stadt, als die sich Ende der 1980er Jahre von ihren „Altlasten” trennte, um sie vermarkten zu lassen. Seitdem gammelt der Nordturm vor sich hin, ist alles andere als ein hübscher Anblick. Die Fenster sind verbrettert. Beim Südturm sieht es etwas besser aus. Er ist teilweise bewohnt – zwei Mieter gibt es, für vier wäre Platz.

Einer ist der Musiker Willi Meyer, der das Kulturzentrum im Hamborner Rathauskeller betreibt. Seine Räume dienten schon als Tatortkulisse: Götz George (Schimanski) und Eberhard Feik (Thanner), nutzten sie als Film-Wohnung, von wo aus man so herrliche Blicke über den Rhein in Richtung Sonnenuntergang hatte.

Mehrfach glaubte die Gebag in den vergangenen Jahren, endlich einen „Fisch an der Angel” zu haben (wir berichteten), wenn sie mit Investoren über die zukünftige Nutzung sprach. Künstler hatten Interesse, aber auch Unternehmer, die keinen rechteckigen, schlichten Nutzbau, sondern etwas Besonderes als Firmenadresse suchten. Aber alle sprangen ab, als sie erfuhren, wie viel Geld sie in die Renovierung stecken müssen.

Unter einer halben Million Euro gehe nichts, sagt Asche: „Da schrecken selbst Liebhaber solcher Gebäude zurück.” Nach der soundsovielten Absage wollte die Gebag selbst Handwerker bestellen, ließ alles durchplanen und fand heraus: „Das Investment ist so hoch, dass keine rechenbare Miete dabei herauskommt.” Deshalb will die Gemeinnützige die Türme nun für „ganz kleines Geld” abgeben.

Der Kaufpreis solle jedenfalls für einen Interessenten kein Hinderungsgrund mehr sein. Eine Summe will Asche nicht nennen, er stellt aber klar: „Wir gehen an die Grenze der Kalkulation, wir wollen die Türme aus dem Bestand raus haben.” Weil sie Geld kosten (Heizung, Sicherung etc.), aber – von den beiden Mieten einmal abgesehen – nichts bringen.

Seit 1985 stehen die Türme unter Denkmalschutz

Die Türme stammen aus der Gründerzeit und gelten als nationalistisch-monumentalistisch orientierte Repräsentationsbauten. Sie wurden in den Jahren 1904 bis 1907 errichtet und begrenzen eine frühere Zollbrücke. Der Unterbau besteht aus Stampfbeton und Traßmörtel, der gesamte Oberbau ist mit Ruhrsandstein verkleidet. In den Bauwerken befinden sich Wohnungen – im südlichen die größeren, repräsentativeren, im nördlichen lebten Bedienstete. 1985 wurde am Südturm (Richard-Hindorf-Platz 1), in dem es früher auch eine Schänke gab, teilweise saniert. Die Türme gelten als wichtige Bauwerke in der Geschichte der Stadt.