Walsum/Ruhrort/Meiderich. . Im zehnten Teil unserer Serie über Wildtiere in der Stadt berichten wir über kleine Muscheln, die vor etwa 100 Jahren in den Rhein gelangten und sich inzwischen auch in die Ruhr und sogar Baggerseen vorgearbeitet haben. Es sind die so genannten Körbchenmuscheln.
Grün-schwarze, manchmal auch gelbe Muscheln, etwa von der Größe eines Daumennagels entdeckt der Spaziergänger am Rhein- und Ruhrufer, aber zunehmend auch in stehenden Gewässern. Es handelt sich um Körbchenmuscheln, die als Neozoone eingewandert sind oder eingeschleppt wurden. Das aber schon vor einem Jahrhundert. Als Neozoon bezeichnet man Tiere, die nicht heimisch waren, inzwischen jedoch heimisch geworden sind, weil sie günstige Lebensbedingungen vorfinden.
„Im Rhein“, erzählt der Städtische Artenschutzbeauftragte Randolph Kricke, „sind die ersten Körbchenmuscheln seit etwa 1910 anzutreffen“. Sie wurden vermutlich über Asien eingeschleppt. Sie könnten im Ballastwasser von Schiffen transportiert worden und hier ausgespült worden sein. Nicht nur in Europa sind sie vielerorts ansässig geworden, auch in Amerika trifft man sie vermehrt an.
Vor 11.000 Jahren verschwanden sie aus Deutschland
In Europa waren sie laut Wikipedia schon einmal zu Hause: Vor etwa 11 000 Jahren. Doch mit der damaligen Eiszeit seien sie verschwunden, bis sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder eingeschleppt wurden. Besonders verbreitet sind sie im südostasiatischen Raum.
Eine Gefahr für die heimische Wasserwelt und Wirtschaft stellen die Muscheln laut Randolph Kricke nicht dar. „Sie befallen keine technischen Bauwerke wie Brückenpfeiler, sie setzen sich nicht an Schiffsrümpfen fest und blockieren auch keine Kraftwerksturbinen“, sagt der Fachmann. Bislang sei ihm kein Fall zu Ohren bekommen, bei dem Schäden durch diese Kleinmuscheln aufgetreten seien. Es sei auch nicht bekannt, dass sie andere Tiere verdrängen würden.
Tiere gelten als Bereicherung
Im Gegenteil. Der Tierexperte hält die Muscheln eher für „eine Bereicherung“. Es gebe durchaus Wasservögel wie den Austernfischer (ähnlich einer Möve), die diese Muscheln knacken und sich davon ernähren.
Auch bei Aquarianern sind die Tiere mit der harten Schale beliebt, weil sie die Funktion „lebender Filter“ übernehmen. Die Tiere sind, was den Lebensraum betrifft, auf der einen Seite sehr anspruchslos, auf der anderen recht speziell. Sie vertragen als ursprüngliche Brackwasserbewohner viel Salz und Temperaturen von knapp über null bis etwa 30 Grad. Aber: Sie gedeihen nur dann gut, wenn der Sauerstoffgehalt im Wasser hoch ist.