Beeck. . Nasim hat heute nur noch Stümpfe, wo einst seine Arme waren, außerdem ist ein Bein des jungen Mannes schwer verstümmelt. Wie es der junge Mann aus dem Kriegsgebiet Syrien überhaupt ins ferne Deutschland geschafft hat – ein Rätsel. Bruder Hamid weicht ihm nicht von der Seite, wäscht und füttert seinen Bruder.

Hamid (Namen von der Redaktion geändert) ist 27 Jahre jung. Und doch nicht mehr jung. Eigentlich hat er schon mehrere Leben gelebt. Ein normales, unbeschwertes, als in seiner Heimat Syrien noch Frieden und sogar ein für diesen Teil der Welt ansehnlicher Wohlstand herrschte.

Das Leben eines Kämpfers führte Hamid, als der Krieg vor zwei Jahren über seine Heimat hereinbrach. Immer an seiner Seite der jüngere Bruder Nasim, heute 21 Jahre alt.

Was genau den Brüdern dann widerfuhr, das wissen auch Ilse Prißon und Werner Schappei nicht, die Verwalter der Asylbewerberunterkunft an der Helmholtzstraße.

Wäscht und füttert seinen Bruder

Jedenfalls hat der junge Nasim heute nur noch Stümpfe, wo einst seine Arme waren, außerdem ist ein Bein des jungen Mannes schwer verstümmelt. Wie es der junge Mann aus dem Kriegsgebiet überhaupt ins ferne Deutschland geschafft hat – ein Rätsel. Bruder Hamid, jedenfalls, weicht ihm nicht von der Seite, wäscht, füttert und pflegt seinen schwer kriegsentstellten jüngeren Bruder.

„Seitdem die beiden hier an der Helmholtzstraße sind, kümmert er sich rührend um seinen Bruder, den armen Kerl“, sagt Ilse Prißon. Viel reden können sie und ihr Kollege nicht mit den Menschen hier. Deutsch redet von den 54 Menschen, die mittlerweile an der Helmholtzstraße eingezogen sind, eigentlich niemand: „Ab und zu spricht mal jemand ein paar Brocken Englisch.“ 54 Menschen aus 16 Ländern, darunter Brennpunkte wie eben Syrien, Mali, Bangladesch, Niger, Eritrea, Tschetschenien und Afghanistan, leben hier.

Ilse Prißon und Werner Schappei gehen davon aus, dass das Heim Ende März voll besetzt sein wird: „Wenn die Leute weiter mit der Geschwindigkeit kommen, dann sind wir Ende März voll belegt.“

In sechs Asylbewerberheimen und 174 konfiszierten Wohnungen leben in Duisburg derzeit 1200 Asylbewerber. Die Stadt hat seit Anfang des Jahres 2014 rund 200 Menschen unterbringen müssen, bis zum Jahresende werden es deutlich mehr als 1000 sein. Zum Vergleich: 2010 waren es insgesamt rund 300.

Vielen der Menschen an der Helmholtzstraße, sagt Ilse Prißon, sei das Leid, das sie zuvor erlitten hätten, ins Gesicht geschrieben: „Wir haben hier noch einen Syrer, dem geht es ganz schlecht. der leidet an Knochenschwund.“ Für Bewohner, denen es so schlecht geht wie den beiden leidenden Syrern, bestehen Betreuungsverträge mit Ärzten und Pflegediensten, die regelmäßig ins Haus kommen und versuchen, das schlimmste Leid zu lindern.

Derzeit, sagen die Betreuer, leben 16 Kinder in der Asylbewerberunterkunft. Viele seien still und sehr zurückgezogen, geprägt von dem, was ihre Eltern auf dem langen Weg nach Deutschland ertragen mussten: „Es ist ja alles noch sehr frisch“, sagt Ilse Prißon, „die sind ja gerade alle erst angekommen.“ Wichtig sei, dass die Kinder nun auch Kontakt mit ihrem neuen Umfeld bekämen, sagt die Betreuerin: „Die Falken haben sich jetzt gemeldet und ein SPD-Ortsverein, weil sie den Kindern helfen wollen.“ Konkret sei aber noch nichts. Sie würde sich über Spielzeugspenden für die Kinder freuen: „Bitte keine Kleidung. Nur Spielzeug.“ Um das Lachen in die vom Schicksal versteinerten Kindergesichter zurück zu bringen. Weitere Schicksale werden folgen.