Marxloh. .

Wer in Deutschland lebt, kommt um Weihnachten nicht herum. In der Begegnungsstätte der Merkez Moschee erzählten Duisburger mit türkischen Wurzeln aus drei Generationen, wie sie das Fest der Christen erleben, was für sie unbedingt dazu gehört und worauf sie gut verzichten können.

„Das Krippenspiel“, war für Behice Sanli der erste Berührungspunkt mit weihnachtlichen Bräuchen. Ihre Familie kam vor 40 Jahren nach Deutschland. Als ihre Tochter Elif damals im Kindergarten König Herodes spielen sollte, setzte sich die gelernte Schneiderin an ihre Maschine und nähte ihr ein prächtiges, königliches Gewandt, an das sich die Tochter noch heute mit Freude erinnert.

Mit Kindern über christliche Traditionen sprechen

Für Vater Sanli fing Weihnachten in der Lohntüte an. „Weihnachtsgeld“, sagt er und schmunzelt vergnügt. „Warum gibt es bei uns keinen Baum und keine Weihnachtsgeschenke?“, solche Fragen brachten Saniye Arik alle Jahre wieder dazu, mit ihren Kindern über christliche Traditionen und den eigenen Glauben zu sprechen.

„Bei uns gibt es ja auch Geschenke zum Opferfest und im Ramadan. Die kleinen Kinder kriegten dann statt Geld ein bunt eingepacktes Päckchen,“, sagt sie. Arik ist fest in ihrem Glauben verwurzelt und legt Wert auf Toleranz und Offenheit gegenüber den Bräuchen der anderen. „Wir leben hier zusammen und können von beiden Gesellschaften nehmen, was gut ist“, sagt sie. Gut ist ein Stadtbummel mit Weihnachtsbeleuchtung. Ein Tee in der Adventszeit mit der alten Dame aus der Nachbarschaft, luftige Vanillekipferl und die selbstgemachte Backmischung für Weihnachtsbrot, die sie geschenkt bekam.

Einkaufsstress und Geschenke-Jagd - das muss nicht sein

Ferihda Özcan wichtelte schon in der Grundschule gern. Im Islam wird die Bereitschaft zum Spenden großgeschrieben. Ihr ist wichtig, dass über all der Geschäftigkeit die Armen nicht vergessen werden. Dass Weihnachten auch die Zeit der Spendenfreude ist, findet sie gut. Einkaufsstress und Geschenke-Jagd - das muss nicht sein.

Stress bereiten da eher die Feste aus der eigenen Tradition. Die Frauen legen Wert darauf, dass bei Festessen von Börek bis Baklava nur Selbst gemachtes auf den Tisch kommt. Deshalb wissen sie auch selbstgemachte Spekulatius und selbstgebackenen Christstollen zu schätzen.

Auch als Muslima geht es auf den Weihnachtsmarkt

Für Yasemin Anac muss es Lebkuchen sein. Den genießt die junge Krankenschwester mit den Kollegen von der Intensivstation beim Weihnachtsessen. Auch ein Bummel über den Weihnachtsmarkt gehört für sie dazu. Als einzige Muslima im Team erlebt sie im Dienst auch einiges von der Hektik, die der weihnachtliche Schichtplan so mit sich bringt. Den Spaß an den Feiern im Kollegenkreis verdirbt ihr das aber nicht.