Walsum. . Im zweiten Teil unserer Serie über die Walsumer Bürgermeister geht es um Friedrich Lüttgens und seinen Nachfolger Heinz Stienen. Beide galten als Nazis. Beide gehörten der NSDAP an.

Nachfolger von Johannes Hoeveler als Bürgermeister wurde mit dem Machtantritt der Hitler-Bewegung Friedrich Lüttgens (Jahrgang 1902). Er war ein ambitionierter Nazi, der sich als Ortsgruppenleiter in der frühen NS-Hochburg Rheinhausen ab 1926 einen Namen gemacht hatte.

Der Arbeitersohn war seit einer Blutvergiftung als Zehnjähriger gehbehindert, nahm während der „Kampfzeit“ selbst nicht an den üblichen Saalschlachten teil, galt aber als deren Drahtzieher. Beruflich arbeitete er als Bürogehilfe bei Krupp Rheinhausen. Seit 1929 hatte er im dortigen Gemeinderat mitgewirkt, war als „kommunalpolitischer Schulungsleiter“ aufgetreten.

Ohne fachliche Voraussetzungen im Amt

1933, nach der Machtübernahme, führte er kurze Zeit die Rheinhauser Gemeindeverwaltung, wurde ‘33 dann aber, obwohl ihm die fachlichen Voraussetzungen fehlten, zum hauptamtlichen Bürgermeister von Walsum ernannt. Der Landrat bescheinigte ihm später, Ordnung in die dortigen Gemeindefinanzen gebracht zu haben.

Helmut Schorsch vom Walsumer Heimatverein hat ihn in seiner Jugend als strammen Nazi erlebt: „Der lief immer nur in brauner Uniform herum, schritt die Front vor der Hitlerjugend ab.“ Das qualifizierte ihn im Oktober 1944 für den Posten des Bürgermeisters der Kreisstadt Dinslaken. Der dortige Bürgermeister war durch einen Bombenangriff umgekommen.

Bei der Entnazifizierung nur als „belastet“ eingestuft

Friedrich Lüttgens wurde bei seiner Entnazifizierung nur als „belastet“ eingestuft. Dabei wurde ihm zugute gehalten, dass er, obwohl „alter Kämpfer“ der Partei, in einigen Fällen dafür gesorgt hatte, dass Nazi-Gegner nicht grausam verfolgt wurden. Friedrich Lüttgens starb 1978 in Lohmar bei Bonn.

Ein Mitstreiter aus Rheinhausen, Heinz Stienen (Jahrgang 1891), folgte im Oktober 1944 für sechs Monate auf den Bürgermeisterstuhl. Der Lehrersohn aus Wuppertal hatte die Realschule besucht und war als Schiffsoffizier zur See gefahren. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er als britischer Gefangener auf Malta. Nach einem Intermezzo als selbstständiger Kaufmann hatte er in der Handelsabteilung bei Krupp Rheinhausen gearbeitet.

Absetzung durch die amerikanische Besatzungsmacht

Heinz Stienen.
Heinz Stienen. © WAZ FotoPool

Stienen war seit 1930 Nazi und wurde im Dezember 1933 dafür mit dem Posten des Bürgermeisters von Orsoy (heute Rheinberg) belohnt. Schon in Rheinhausen war er kurzzeitig Lüttgens’ Nachfolger gewesen. Auch ihm hatte die fachliche Eignung gefehlt. Dafür galt auch er als strammer Nazi. Helmut Schorsch schildert ihn anders: „Ein unbedarfter Mann. Der hatte nichts gemacht.“

Heinz Stienen lebte auch nach seiner Absetzung durch die amerikanische Besatzungsmacht bis zu seinem Tod 1957 in Walsum.