Hamborn. . In Hamborn unterhielt die Stadt zwei Theatergebäude. In Bruckhausen gab es das Apollotheater an der Kronprinzenstraße und in Hamborn an der Taubenstraße die so genannte Stadthalle. Heimatforscher Hans Lembeck (94) erinnert sich an die Aufführungen nach dem Krieg..

Der Krieg mit den endlos langen Bombennächten war vorbei. Zwar mangelte es immer noch an Vielem. Aber die Menschen konnten wieder durchatmen. Freude kam wieder auf. Nur so ist es zu erklären, dass das Hamborner Theaterleben ab 1946 noch einmal für wenige Jahre aufblühte. Daran erinnern jetzt die Heimatforscher Hans Lembeck und Hans-Joachim Meyer.

„Am 11. September 1946 feierte das Hamborner Nachkriegstheater im Kolpinghaus in Marxloh Premiere“, berichtet Lembeck. An der Diesterwegstraße wurde hauptsächlich Operette gespielt: Madame Butterfly, Die Csardasfürstin, Maske in Blau oder Die Fledermaus. Begründer war Rudolf Vehovar, ein junger Hamborner.

Intendant tauchte unter

„Kaufmännischer Leiter“, so Lembeck weiter, „war Dr. Helmut Wolf“ (1908 bis 1985). Wolf war zusammen mit Karl Triembacher, dem ersten Hamborner WAZ-Redakteur, aus Berlin zugereist. Lembeck: „Beide hatten im Luftfahrtministerium gearbeitet.“ Auch der musikalische Leiter der neuen Bühne kam von dort: Heinz Karl Weigel war zuvor Leiter des Orchesters beim Berliner Rundfunk. In Hamborn dirigierte er ein immerhin 22-köpfiges Orchester.

„Für sie alle war Hamborn deswegen so attraktiv, weil hier der Bergbau ohne Unterbrechung förderte“, so Lembeck weiter - im Gegensatz zur zerstörten Indus­trie. Es floss also Geld.

Hans Lembeck (94) kann sich noch gut erinnern. Im Büro des Hamborner Verkehrsvereins verkaufte er die Eintrittskarten. „Im strengen Winter 1946/47 wurden die Zuhörer gebeten, Heizmaterial mitzubringen.“

„Die Kritik der Presse galt vor allem dem Platzmangel im Kolpinghaus“, zeigt Hans-Joachim Meyer auf alte Zeitungen. Deshalb wich man ins „Zentral-Theater“ an der heutigen Jägerstraße, das spätere Metropol-Kino, aus. Der Saalbau fasste 380 Personen.

Ein 1947 gestellter Antrag, doch die von Thyssen gestiftete Halle an der Taubenstraße zu benutzen, wurde von Duisburg abgelehnt. Dort war das ausgebombte Stadttheater untergebracht.

„Die ersten Aufführungen waren fast immer ausverkauft“, sagt Hans Lembeck. Rund 20 Mark Eintritt wurden verlangt. Das hatten damals viele Leute, zumal es nichts mehr wert war. „Eine Schachtel Zigaretten auf dem Schwarzmarkt kostete 100 Mark.“

Dennoch gab es Probleme. „Rudolf Vehovar verschwand im Januar 1947 bei Nacht und Nebel“, so Lembeck. Gegen ihn bestanden Geldforderungen. Nachfolger wurde Heinz-Constantin Roslowski, ein Bass-Sänger. 1950 gab die kleine Bühne endgültig auf, Roslowski wechselte nach Düsseldorf. Als Ersatz war zunächst an der Taubenstraße das Bochumer Schauspiel zu Gast. „Operetten wurden nicht mehr gegeben“, so Lembeck. Wenig später aber kamen nur noch Tourneetheater nach Hamborn.