Hamborn. Enttäuschend: Irene Scharenbergs Duisburg-Krimi „Kreis der Sünder“ könnte eigentlich überall spielen. Wenig Lokalkolorit, umso mehr Szenen, die der Leser schon zu kennen glaubt. Auf der Lesung in Hamborn scharten sich trotzdem viele Fans um die Autorin
Auf Irene Scharenberg ist Verlass. Pünktlich erscheint die zierliche Krimi-Autorin, von Kopf bis Fuß in schwarz gekleidet, in der Buchhandlung „Lesezeichen“ in Hamborn.
Ebenfalls ganz in schwarz, allerdings mit Mönchskutte tritt auch ihr neuester Mörder „Im Kreis der Sünder“ auf, dem dritten Band der Duisburg-Krimiserie um Kommissar Pielkötter. Den Mörder treibt der Wunsch nach Bestrafung für eine alte Schuld. Mit dem blanken Schwert bringt der Tunichtgut sein erstes Opfer zur Strecke . . .
Wer dabei nicht an den schwarzen Abt von Edgar Wallace erinnert wird, der ist noch nicht lange genug Krimifan, um zu Scharenbergs Stammpublikum zu gehören. Auch andere Szenen haben Potenzial zum Krimi-Deja-vu. Auf Scharenberg ist eben Verlass.
Der Tote, jedenfalls, hat ein seltsames Zeichen auf der Brust und – es gibt einen weiteren Mann mit dem gleichen Narbenkreis. Der wird etwas nervös, als sein Wachhund aus dem Garten verschwindet . . .
Ihr wachse beim Schreiben der brummige Pielkötter von Band zu Band mehr ans Herz, sagt Scharenberg in der Lesepause bei Sekt und blutroter Tomatensuppe. Die kleine Buchhandlung ist voll, Frauen sind hier fast unter sich.
Scharenberg wagt die Vermutung, dass Frauen, die ja eher dazu erzogen würden, Aggressionen zu unterdrücken, im Krimi mal richtig damit rauskommen. Dabei fällt ihr auf, dass sie selbst nicht gerade lustvoll töte: „Ich beschreibe Mordszenen eigentlich immer aus der Sicht der Opfer“, sagt die ehemalige Lehrerin nachdenklich.
Nachdenklichkeit ist auch das Gefühl, das sich bei der Beurteilung ihres jüngsten Werks einstellen mag. Wer sich eine kräftige Dosis Lokalkolorit versprochen hatte, kam nicht auf seine Kosten. Scharenberg ist zudem keine übertrieben ehrgeizige Rechercheurin. Zur Beschreibung des Wedauer Instituts für Rechtsmedizin genügte ihr ein Foto.
Beim im Buch beschriebenen Drink am Innenhafen spiegelten sich Lichter auf dem Wasser. Wie sie es wohl auch in Birmingham und San Francisco zu tun pflegen. Es fehlt durchgehend an packenden, nachvollziehbaren, „echten“ Eindrücken. Die Duisburger Orte blieben – Pielkötter hin oder her – Allgemeinplätze.