Walsum. . Im elften Teil unserer Serie über die Traditionsgaststätten in Duisburg-Walsum stellen wir Waldmann-Sunkel vor. „Die Lene“, wie die Stammgäste die Wirtin nur nannten, war nicht nur herzlich, sondern auch ausgesprochen mütterlich umsorgend.
Ein typisches Vereinslokal war Waldmann, später Waldmann-Sunkel genannt. In dem eher unscheinbaren Haus an der Friedrich-Ebert-Straße 80, in dem sich heute eine Shisha-Bar befindet, gingen die Mitglieder der ortsansässigen Clubs gut 100 Jahre lang ein und aus. Erster Wirt war August Weusthoff. Er eröffnete die Kneipe 1898. Später übernahm Familie Waldmann-Sunkel das Haus. Bis zum Tod der 1918 geborenen Seniorin Lene Sunkel vor drei Jahren hatte der Name Bestand.
Ob Taubenzüchter, die sonntags stets dort anzutreffen waren, der Männergesangsverein Aldenrade oder Karnevalsgesellschaften – sie alle fühlten sich dort stets wohl. Auch die evangelischen Gruppen trafen sich dort, bis deren Gemeindehaus fertig wurde.
Erbsensuppe um Mitternacht
Die Atmosphäre, erinnert sich der Walsumer Heimatvereinschef Helmut Schorsch, war stets herzlich. Er erinnert sich gerne an zwei Dönekes: Wenn einen Gast zu vorgerückter Stunde noch der kleine Hunger plagte und er dann nach einer Erbsensuppe fragte, dann fackelte die Lene, wie die Wirtin genannt wurde, nicht lange, sondern sagte nur: „Ich mach Dir schnell eine.“ Selbst um Mitternacht. Im Ergebnis habe dann am Ende häufig die ganze noch im Saal anwesende Truppe Suppe geschlürft.
Schmunzeln muss der Heimatfreund, wenn er folgende Geschichte erzählt: „Der Männergesangsverein hatte ein Mitglied, der war Straßenbahnfahrer. Eines Tages, als wir gerade Probe hatten, hielt die Straßenbahn plötzlich vor der Tür an. Der Sangesbruder stieg aus, ließ die Bahn Bahn sein und kam kurz auf ein Bierchen in die Kneipe. Dann ging er zurück, stieg ein und setzte seine Fahrt fort. Das waren noch Zeiten.“
Gern besucht wurde die Gaststätte auch von Billardspielern: „Die Lene hatte drei Tische“, erinnert sich Schorsch. Das war etwas ganz Besonderes in der Nachkriegszeit. Außerdem kamen Kegelgesellschaften regelmäßig vorbei. Eine so schöne Bahn wie dort gab es weit und breit nicht. „Woanders sind die immer im Keller. Bei Waldmann lag sie oberirdisch – mit Fenstern.“ So fühlte man sich nicht wie im Verließ.
In den Anfangsjahren gab es noch keine Autos und die Straßenbahn ratterte auch noch nicht vorm Haus vorbei. Stattdessen hielten bei Waldmann Reiter und Kutscher an. Die Tiere wurden, ähnlich wie in Westernfilmen, vor der Tür angebunden. Und während sich die Menschen bei einem Bierchen entspannten, konnten die Pferde vor der Tür an dort bereitstehenden Tränken auch ihren Durst löschen.