Hamborn/Marxloh. . Beinwell, Holunder, Robinien, Gundermann, wilder Wein und viele, viele andere Pflanzenwachsen heute dort, wo einst das Fischerdörfchen Alsum stand

24 Wanderer, zwei Hunde und ein Klappstuhl folgten am Samstagnachmittag dem Agar-Ingenieur Martin Scholz in die Botanik – des Alsumer Berges.

Der Ausfug auf die höchste Erhebung des Nordens ist die letzte von 12 naturkundlichen Wanderungen, die die Volkshochschule zu den Umwelttagen angeboten hatte.

Martin Scholz rechnet mit ortskundigem Publikum. „Alten Duisburgern brauche ich ja nicht erzählen, das Alsum früher ein Fischerdorf war, dann ein Industrieort und nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut wurde“, sagt er. „Dann entstand hier die Halde als Ablageplatz für Bauschutt“.

Blau blühendes Eisenkraut

„Und wer weiß, was da noch alles drin steckt, früher hat die sogar Methan ausgegast, da standen hier Warnschilder“, sagt Kurt Preiss. Er wurde 1936 in Alsum geboren. Für ihn ist die Halde mehr als ein interessantes Stück Neu-Natur. Er erinnert sich an die katholische Nikolauskirche, die als letzte noch tief unten auf dem gewachsenen Boden stand, umgeben von den Anschüttungen.

Auf einer Halde ist die Vegetation ähnlich, wie sie nach dem Krieg auch auf den Trümmern war. Scholz entdeckt ein blau blühendes Eisenkraut, einen typischen Schuttplatzbewohner, den man früher der Eisenverhüttung zugesetzt hat. Auch das schmalblättrige Greiskraut erzählt eine Industriegeschichte. Es wurde von den afrikanischen Baumwollfeldern nach Europa eingeschleppt und stand zuerst neben den Baumwollkämmereien.

Weiter geht es mit Beinwell, Holunder, Robinien und Gundermann. Scholz kennt sie alle persönlich. „Der Giersch braucht mehr zu beißen, dem ist der Standort hier zu nährstoffarm“, sagt er, „aber die Eberesche, die will gefressen werden, wegen der Verbreitung der Samen“.

Tapfer folgt ihm Marianne Habersang den steilen Aufstieg hinauf. Ihr Mann trägt den Klappstuhl, für die kleinen Pausen. „Ich hatte letztes Jahr einen Schlaganfall“, sagt sie, „seitdem geht es nicht mehr so schnell, aber wir haben trotzdem alle Wanderungen mitgemacht.“

Oben belohnt der Blick nach Westen ihre Anstrengung. Vor ihr liegt die weite Auenlandschaft des Rheins. Vorbei an Mauerpfeffer, wildem Wein und Amarant geht es zum Aussichtspunkt mit Blick nach Süd-Osten. Da bestimmen die Hochöfen und das Gaskraftwerk der Thyssen Krupp Steel AG das Bild.

Martin Scholz zeigt ein Leinkraut. „Das ist eine Kraftblüte, da rein schaffen es nur die stärksten Bienensorten“, sagt er, „die schlauen beißen einfach den Sporn auf, um an den Nektar zu kommen.“

„Wieder was gelernt“, staunen seine Zuhörer, „wir dachten immer, das ist ein wildes Löwenmäulchen.“