Walsum. . Das Klimabündnis Niederrhein empfing am Fähranleger Walsum vor Kraftwerkskulisse eine Fahrrad-Karawane, die in Sachen Umwelt unterwegs ist

Zur immergrünen Melodie der Caprifischer besingt die Band „Falschgeld“ die rote Sonne, die in Krefeld im Rhein versinkt und den Mief, „der aus den Schornsteinen von Bayer und der Steag stinkt“.

Journalisten mit Fernsehkameras wuseln um her und lassen eine Gruppe von reichlich abgekämpft wirkenden jungen Leuten immer wieder aufs Neue den Fähranleger rauf und runter radeln.

Überall wehen Transparente, deren Botschaften sich humorvoll bis zornig mit dem Kohle-Kraftswerkskoloss der Steag auseinandersetzen, der wenige hundert Meter weiter hellgrauen Rauch in die niederrheinische Landschaft pustet: „Der Strom geht nach Österreich, der Staub und Dreck bleiben hier“ ist da unter anderem zu lesen.

Zwar ist der Sonnenuntergang an diesem malerischen Walsumer Sommernachmittag vor Rheinkulisse noch Stunden entfernt, aber die meisten der etwa 100 Gäste, die dem Ruf des Klimabündnisses an den den Walsumer Fähranleger gefolgt sind, nicken, lachen und zeigen mit dem Finger auf den dampfenden Kraftwerkskoloss.

Umweltaktivisten, Lokalpolitiker der Grünen und der Linkspartei und gegen Kohlekraft engagierte Bürger haben sich hier eingefunden um Menschen wie Sascha (Name geändert) zu empfangen.

Klimacamp im Braunkohlerevier

Gemeinsam mit rund 70 anderen jungen Leuten ist der Münsteraner Student in den vergangenen Wochen mehr als 1000 Kilometer weit geradelt. Die Strapazen sieht man ihm an – der Mann und seine Rasta-Dreadlocks könnten dringend eine Dusche brauchen.

Bevor sie nach Walsum kamen, sagt Sascha, hätten sie Station an 25 Orten gemacht, wo sie gemeinsam mit Aktivisten aus dem ganzen Land gegen die Umweltverschmutzung durch Kohlekraftwerke demonstriert hätten: „Und von Walsum aus geht es ins Klimacamp 2013 in Manheim bei Köln, im rheinischen Braunkohlerevier.“

Dort treffen sich noch bis zum 6. September Umwelt-Aktivisten aus der gesamten Republik, „um gegen den Raubbau an Natur und Mensch zu demonstrieren, den die Konzerne mit ihren riesigen Braunkohlebaggern dort veranstalten.“

Keine Braunkohle sondern kolumbianische Steinkohle wird derweil im Probelauf des Steag-Kraftwerks im Schatten der Demonstranten verfeuert. Gegen dessen Bau haben viele der hier Anwesenden jahrelang gekämpft und am Ende doch verloren. Obwohl: Als Verlierer sieht sich Wilfried Mohr, einer von drei Sprechern des Klimabündnisses Niederrhein keineswegs. Sondern als Mahner, der die Heimat im Duisburger Norden und ihre Menschen schützen will.

Seine Rede reißt die Besucher und auch die müden Radler mit: „In Duisburg ist es leichter“, sagt Mohr, „eine solche Dreckschleuder zu bauen, als einen Carport.“