Neumühl. . Die Schwestern Maria und Frieda sind unzertrennlich und waren doch oft getrennt. Das Alter verleben sie gemeinsam im Salenium Neumühl
Herrlich grün seien die Gärten gewesen, hinter den Zechenhäusern ihrer Jugend in Neumühl, sagt Maria Cimander, die man in Neumühl nur „Medi“ ruft.
Das Grün rund um die Wohnanlage von Sahle-Wohnen an der Otto-Hahn-Straße, wo sie seit 5 Wochen lebt, erinnere sie an die Gärten der Kindheit: „So hatte ich es fein grün, als ich jung war und so ist es heute schön grün, im Alter.“
Vater starb mit 50 an Staublunge
Das letzte Stück ihres Lebens wird die rüstige Frau jenseits der 90 nicht alleine durch die Neumühler Gärten gehen müssen. Medi Cimanders Ankunft vor fünf Wochen war für sie, aber auch für die Angestellten des Unternehmens Parea, die sich um die pflegebedürftigen Bewohner kümmern, eine besondere Familienzusammenführung.
Denn ihre jüngere Schwester Frieda lebt schon seit Jahren im Salenium. Die beiden Frauen verbindet eine besondere Beziehung.
Vieles, erzählt Medi Cimander, hätten sie als zwei von insgesamt sieben Kindern früher gemeinsam geteilt. Den Kummer um den tapferen Vater, der als Bergmann die Familie ernährte und schon mit 50 Jahren an einer Staublunge starb.
Oft hätten sie dem hustenden Vater die Hände gehalten wenn er des Nachts im Zechenhäuschen auf der Treppe saß und um Luft rang: „Er sagte dann immer, dass ich schlafen gehen soll. aber ich bin geblieben“, sagt Medi. Als die Zeit ohne den Vater kam, ging Medi ins Rheinland, um für den Unterhalt der Familie zu arbeiten: In einer Spinnerei in Gummersbach und dann zum Bauern“, sagt die fröhliche Seniorin, „die Frieda habe ich dann jeweils nachgeholt, sie ist mir immer gefolgt.“
Wobei der letzte Halbsatz den Protest der stillen Schwester weckt. Sie sei eben nicht immer Medi gefolgt: „Manchmal ist sie auch mir hinterher gelaufen.“ Dies will Medi, die heute nur durch ein Stockwerk von ihrer jüngeren Schwester getrennt lebt, freilich nicht gelten lassen: „Ich war die Ältere und sie ist mir gefolgt!“
Die arbeitsreichen Lebenswege der Schwestern, jedenfalls, verliefen parallel, gemeinsam ging es durch dick und dünn. Bis die Schwestern heirateten und sich schließlich, in den vergangenen Jahren, fast aus den Augen verloren. Dann folgte Medi – anfangs schweren Herzens – dem Rat von Freunden und zog ins Salenium, dem Wohnkomplex an der Otto-Hahn-Straße mit den grünen Gärten und den vielen Blumen auf den Balkonen.
„Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt sie und blickt ihre Schwester an, die im Aufenthaltsraum neben ihr sitzt. Diesmal ist Medi eben Frieda gefolgt.