Walsum. Die Ferienmalaktion mit Walsumer Kindern ist eine Herzensangelegenheit für den Künstler Jürgen Markert, der ein schweres Schicksal bewältigt hat
„Ist doch sagenhaft, was die Kinder aus den Themen rausgeholt haben“, freut sich Jürgen Markert, wenn er sich die Werke von Jonas, Hannah, Noah, Emma und den anderen Kindern ansieht.
Im evangelischen Martin-Niemöller-Haus hängt eine ganze Wand voll mit Bildern und Zeichnungen der Fünf- bis Elfjährigen.
Delfine und Henkel-Männchen
Da tummeln sich wasserfarbene Delfine im Meer, auf Bleistiftzeichnungen recken Bäume ihr dürres Geäst, stilisierte Henkel-Männchen bevölkern bunte Hintergründe aus Wachsmalschraffuren. Auf den Tischen liegen kleine bemalte Skulpturen von Wellensittichen, Haien und Kreuzen.
Die Ferienmalaktion mit Walsumer Kindern ist eine Herzensangelegenheit für den Künstler Jürgen Markert, der seinen Lebensunterhalt als Küster der Vierlindener Gemeinde verdient. Für den Kurs, in dem er 13 Kinder an jedem Wochentag von zehn bis zwei Uhr betreute, nimmt er einen Teil seines Jahresurlaubs. Dass es ihm wichtig ist, Kinder mit Kunst in Kontakt zu bringen, liegt auch an seiner Lebensgeschichte. Markert ist seit 28 Jahren trockener Alkoholiker. „Ich habe damals bei meiner Therapie im St. Camillus mit dem Malen angefangen“, sagt der 58 Jährige. „Danach habe ich viel Ermutigung erfahren, damit weiterzumachen, vor allem hier in der Gemeinde.“ Seine Zeichnungen, Gemälde und Installationen, die er über Walsum hinaus ausstellt, sind für ihn ein Stück Überlebenskunst geworden.
In seinen Installationen steht das Kreuz als Symbol im Mittelpunkt. Sein Werk „Was ist mir heilig?“ bei dem ein Holzkreuz mit Christusfigur aus einem Abfalleimer mit Cola-Werbung ragt, schaffte es vor kurzem in ein Schulbuch für den Religionsunterricht an Gymnasien. Darauf ist er stolz. Auch mit den Kindern hat er Kreuze gestaltet. „Ich gebe die Themen vor, aber ich will mich auch nicht zu viel einmischen“, sagt er. Nach einer ersten Schaffensphase von 45 Minuten gibt es eine Pause und Bewegung an der frischen Luft. In der Kursgebühr von 20 Euro pro Kind ist neben Material auch noch ein gemeinsames Mittagessen enthalten. Das geht nur mit freiwilligen Helfern. Zum Glück kann Markert auf seine Frau zählen, aber auch der Gemeindepfarrer Heiko Dringenberg schwingt ab und an für die kleinen Künstler den Kochlöffel.
Zum Kursabschluss zeigen die Kinder ihren Eltern und Großeltern ihre Werke, die liebevoll gerahmt sind. Auf Nachfrage reagieren sie allerdings eher einsilbig. „Das ist es ja“, sagt Jürgen Markert, „man kann nicht über alles sprechen. Deshalb möchte ich den Kindern ein paar andere Wege zeigen, sich auszudrücken.“