Fahrn. . Er verlässt die Realschule Fahrn mit Beginn der Sommerferien. Von den Schülern, deren Eltern und seinen Kollegen verabschiedet er sich individuell. Eine Party mit Prominenz wird es nicht geben.

„Herbert Louis ist das Gesicht der Realschule Fahrn!“ Ein immer wieder gehörter Satz. Der dem scheidenden Schulleiter aber gar nicht passt. „Nicht ich mache die Schule aus, sondern mein Kollegium.“

Auch die Schüler und deren Eltern erwähnt der inzwischen 66-Jährige in diesem Zusammenhang. Sie alle hätten die vor 15 Jahren gegründete Realschule an der Netzestraße zu dem gemacht, was sie heute ist: Eine Schule mit 34 ausgesprochen engagierten Pädagogen und 645 Schülern, die einen tadellosen Ruf im Ortsteil und weit darüber hinaus hat.

Der gebürtige Aachener kam vor 35 Jahren mit einigen seiner Mitstudenten als Junglehrer ins Ruhrgebiet. Louis landete sogleich in Duisburg – und hat dieser Stadt nie wieder den Rücken gekehrt. Sie ist seine Heimat geworden.

Der Deutsch-, Geschichts- und Politiklehrer startete seine Karriere in Rheinhausen, dem Ortsteil, in dem er noch heute wohnt. Bevor er den Aufbau der Fahrner Realschule übernahm, war er an der Hamborner August-Thyssen-Realschule tätig. Auch wenn er überall mit Leib und Seele seiner Arbeit nachging – keine Schule ist ihm so ans Herz gewachsen wie die in Fahrn.

Herbert Louis.
Herbert Louis. © WAZ-Fotopool

Kein Wunder also, dass er den 65. Geburtstag 2012 verstreichen ließ und nicht in Pension ging. Zumal da schon der Kampf ums Überleben seiner Einrichtung (Teile der Duisburger Politik, allen voran die SPD, wollen sie zur Sekundarschule umgestalten) begonnen hatte. In solch stürmischen Zeiten wollte der Kapitän natürlich nicht von Bord gehen.

Doch jetzt hat er aus persönlichen Gründen keine weitere Verlängerung beantragt – er will sich mehr um seine Familie kümmern.

Aber nun glaube niemand, dass es Louis leicht fällt, Fahrn zu verlassen: „Es gibt kein lachendes Auge. Es fällt mir sehr schwer zu gehen“, sagte er am Dienstag mit bewegter Stimme im Gespräch mit unserer Redaktion. Zumal ihm die Schüler den Abschied sehr schwer machen: Seit Tagen zieht Louis von Klasse zu Klasse, verabschiedet sich von jedem Jugendlichen individuell – und wird reichlich beschenkt: Mit dem Oskar für den besten Schulleiter, Theateraufführungen, Liedern, Blumen, Büchern und Bildern.

Es ist an der Zeit, sagt Nein

Ein leiser Abschied

Herbert Louis wurde in Aachen geboren. Nach dem Studium verschlug es ihn nach Duisburg, wo er seit 35 Jahren als Pädagoge arbeitet.

Der Schulleiter ist verheiratet, hat eine Tochter.

Louis geht leise, ohne offizielle, große Verabschiedung. Die ist nicht sein Ding. Er will keine schönen Worte „von Honorationen“ hören. Stattdessen sagt er seinen Schülern und Kollegen individuell adé und verabschiedet sich bei den Eltern per Brief.

Wenn der Pädagoge am Freitag seinen Zylinder nimmt, der zu seinem Markenzeichen geworden ist, dann ist der offizielle Teil des Schullebens vorbei. Was nicht heißt, dass er nicht weiter für die Schule kämpft: „Ich stehe der Bürgerinitiative weiter mit Rat und Tat zur Verfügung“, sagt Louis. Getreu dem Motto, das auf einem Plakat der Friedensbewegung von 1983 hinter seinem Schreibtisch hängt: „Es ist an der Zeit, sagt Nein!“.