Walsum. .
Zu dem Rhythmus, den die fünf Anfänger als erstes lernen, werden im westafrikanischen Gambia die jungen Mädchen bei einem Fest von ihren Vätern zum Dorfplatz getragen. Es ist also ein getragener Rhythmus. „Nicht so schnell, etwas cooler“, mahnt Trommellehrer „Alpha“ Ralph Kruse seine Schüler und gibt mit dem Fuß den Takt.
Wäsche in der Trommel
Die fünf haben heute zum ersten Mal eine Trommel in der Hand. Sie sitzen im Kreis, die Djembe zwischen den Knien und trauen sich schon, ganz allein ein Signal aus acht Tönen zu geben, auf das die anderen dann einsetzen. Kruse trommelt mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ihr macht das toll, ich glaube, wir gehen mal zu den Fortgeschrittenen rüber“, sagt er.
Am anderen Ende des Flures vom VHS-Standort Schulstraße in Aldenrade bebt der Boden. 13 Djembes und drei Basstrommeln lassen die Luft zittern. Die Temperatur stimmt an diesem Trommelwochenende auch, Afrika scheint nahe. Die fünf Neuen fallen erst noch durch ihren angespannten Gesichtsausdruck auf, jetzt bloß nicht rauskommen. Aber der Rhythmus trägt, die Gesichtszüge lockern sich, es erscheint helle Freude.
Andrea Machanova hat einen neuen Weg entdeckt, abzuschalten. „Sobald ich trommele, denke ich nicht an gestern oder morgen“, sagt sie, „Ich freue mich einfach so, dass ich schon am ersten Tag mit den Fortgeschrittenen spielen kann.“ Neben ihr reibt sich Silvia Halle das Handgelenk. „Meine Trommel ist einen Kopf kleiner als die anderen, weil ich immer mit der Straßenbahn komme“, sagt sie lachend, „wenn es mich dann packt und ich versuche, genauso laut zu spielen, wie die anderen, tut das schon mal weh.“
„Wenn beim Trommeln die Hände weh tun, dann hat man unbewusst jemanden verprügelt“, meint Ute Anhage, die seit 2008 dabei ist, „Man baut beim Spielen seine innere Wut ab, wenn die weg ist, tut auch nix mehr weh.“
Einen Effekt des vertrommelten Tages spüren alle gleich – Hunger. Deshalb wird auf mitgebrachten Kochplatten mit viel Spass und Improvisation afrikanisch gekocht. Zum Nachtisch gibt es Trommelanekdoten. Kruse erzählt, wie ein befreundeter afrikanischer Trommler im Workshop nur ein dumpfes Tup-Tup aus seinem Instrument rauskriegte. Er drehte die Trommel erstaunt um und musste feststellen, dass seine Frau sie vor der anstehenden Flugreise aus Platzgründen voll mit Wäsche gestopft hatte.
Unverstopft sind die Trommeln weit zu hören. Ein Kursteilnehmer aus Witten hört sie zu Hause oft, ohne zu wissen woher. Alpha Kruse weiß es: „Die trommeln abends auf der Kemnader Höhe, das trägt viele Kilometer weit, das hört man bis Witten.“