Bruckhausen.

Sie haben es mit zum Teil vertrackten Problemen junger Leute zu tun, die beiden Streetworker (Straßensozialarbeiter) Monika Jonischkat (53) und Hendrik Spließ (34): Ärger mit Schule, Lehrherr oder Eltern, Drogen, Bedrohungen, (ungewollte) Schwangerschaft, Schulden, Gerichtsverfahren. Oft treten mehrere dieser Nöte gleichzeitig auf. Dann sollen Jonischkat und Spließ nicht nur ein offenes Ohr haben, sondern auch bei der Lösung der Probleme helfen.

Die Stadt verstärkt jetzt die Straßensozialarbeit. Es gibt vier zusätzliche Teams. Aber sie überträgt den Sozialarbeitern auch neue Aufgaben. Und solange die neuen Teams noch nicht am Start sind, sind Monika Jonischkat und Hendrik Spließ sogar außerhalb ihres normalen Bezirks unterwegs. Der umfasst die drei Problem-Ortsteile Bruckhausen, Beeck und Beeckerwerth.

„Wir sind jetzt auch für junge Leute zuständig, die nicht mehr zuhause wohnen können oder wollen“, berichtet Monika Jonischkat. Bezieher von Arbeitslosengeld II müssen normalerweise bis zum 25. Lebensjahr bei ihren Eltern bleiben. Nur aus „schwerwiegenden sozialen Gründen“ wird eine Ausnahme gemacht. Und die müssen die Streetworker bescheinigen. „Wenn jemand nur nicht den Müll nach draußen bringen will, reicht das nicht“, sagt Jonischkat.

Hendrik Spließ ist an diesem Morgen bei einem 19-Jährigen aus Homberg, also außerhalb des Bezirks, der zuhause rausgeflogen ist. Er sorgt dafür, dass der junge Mann vorläufig in einem Hotel un­ter­kommt und erledigt in den nächsten Tagen mit ihm ein paar Formalitäten.

„Man glaubt ja gar nicht, aus welchen Gründen junge Leute von ihren Eltern rausgeschmissen werden“, sagt Monika Jonischkat. „Da steht ein deutsches Mädchen mitten im Abitur und fliegt raus, weil der Freund Libanese oder Marokkaner ist.“ „Oder weil der neue Partner der Mutter oder des Vaters das zur Bedingung macht.“ Unfassbar auch, wenn Eltern ihr Kind in Winternächten barfuß und im T-Shirt vor die Türe setzen. „Das ist immer wieder schockierend.“

Nur noch selten auf der Straße

Aber Monika Jonischkat hätte nach ihrem Studium auch in einem Jugendzentrum arbeiten können. „Immer wenn es dort schwierig wurde, wurden die Streetworker gerufen“, erinnert sie sich. „Das wollte ich auch machen.“

Den größten Teil ihrer Dienstzeit verbringen die beiden Streetworker mit Einzelfallhilfen. Nur noch zehn Prozent ihrer Zeit sind sie draußen auf der Straße. Daneben engagieren sie sich noch in Stadtteil-Projekten, so beim „Markt der Möglichkeiten“ in Sachen Berufsausbildung.

„Zunehmende Probleme gibt es damit, sich gegenüber den Eltern zur Homosexualität zu bekennen“, sagen die beiden Sozialarbeiter, besonders in Mittelschicht-Familien.

Und dann gehören noch gute Kenntnisse der Jugendkultur zu ihrem Job, müssen die Streetworker doch mit den aufs Äußere großen Wert legenden „Hip-Hops“ genauso klarkommen wie mit den Punkern, ihrem genauen Gegenteil.