Die Sanierung des denkmalgeschützten Walsumer Bahnhofs geht langsamer voran als ursprünglich gedacht. Inzwischen wurden über 40 Kubikmeter Schutt abtransportiert. Bis zum Sommer soll eine Wohnung fertig sein.

Ihren Optimismus haben die Eheleute Bettina und Mario Piva nicht verloren. Obwohl es am alten Walsumer Bahnhof, der einmal das neue Heim des Paares werden soll, noch aussieht wie „bei Hempels unterm Sofa”, lassen sie den Kopf nicht hängen: „Im Frühjahr will mein Mann wenigstens eine Wohnung fertig haben”, sagt die 48-Jährige.

Dass es mit der Sanierung des fast 100 Jahre alten und seit 1988 unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes schleppender voran geht als geplant, habe mehrere Gründe: Zum einen gebe es noch Verhandlungen mit den Behörden über die Frage, wie streng die Denkmalauflagen erfüllt werden müssen. So wird u.a. noch über die Gestaltung der Fenster diskutiert. Zum anderen fiel deutlich mehr Schutt beim Entrümpeln des Hauses an der Römerstraße 251 an. Über 40 Kubikmeter wurden bereits abtransportiert, ein weiterer Groß-Container ist schon geordert.

Obendrein machten die tiefen Temperaturen manche Arbeiten im ungeheizten Haus derzeit unmöglich, zum Beispiel das Verputzen von Wänden.

In den kommenden Monaten will Mario Piva aber in die Hände spucken und mit der Sanierung „ranhauen”.

Spätestens im Sommer will das Ehepaar in das Gebäude einziehen – und notfalls die weiteren Räume erst anschließend sanieren.

Alter Bahnhof Walsum, Bahnhofstraße / Königstraße Foto: Ruhrkontrast / Mendel
Alter Bahnhof Walsum, Bahnhofstraße / Königstraße Foto: Ruhrkontrast / Mendel © WAZ

Probleme bereitet dem Ehepaar der Vandalismus. Immer wieder brächen Unbekannte in das leerstehende Haus ein, richteten dort Schäden an. Selbst Dachziegel wurden schon zertrümmert. Und die Außenwände dienen Sprayern als „Malunterlage”. Was die Sanierung unnötig verteuert.

Marodes Gebäude kostete 93 000 Euro

Bis 1980 war der Bahnhof an der Strecke Oberhausen-Wesel in Betrieb. Anschließend nutzten Vereine das Gebäude noch für einige Zeit, zuletzt war es ungenutzt und verfiel zusehends. Was so manchen Walsumer ärgerte und traurig stimmte – schließlich ist das Gebäude auch ein Stück Heimatgeschichte.

2008 kauften die Eheleute Piva das inzwischen völlig heruntergekommene Haus für 93 000 Euro samt 2069 Quadratmeter großem Grundstück. Sie wollen dort drei Wohnungen und einen Gewerberaum für den eigenen Betrieb (ein Hausmeister-Service) einrichten.

Zur Geschichte des Bahnhofs

Alter Bahnhof Walsum, Bahnhofstraße / Königstraße Foto: Ruhrkontrast / Mendel
Alter Bahnhof Walsum, Bahnhofstraße / Königstraße Foto: Ruhrkontrast / Mendel © WAZ

1908 begann der Bau des Gebäudes. Die Bahnlinie bestand schon länger – sie wurde 1856 eingerichtet. Am 15. Oktober 1912 war das Bauwerk fertiggestellt und wurde seiner Bestimmung übergeben. Der Bahnhof war so nah wie möglich an den Walsumer Dorfkern herangelegt, allerdings entwickelte sich Walsum anders als gedacht – weg von Alt-Walsum, hin nach Aldenrade. Der Bahnhof wirkte deshalb etwas verloren, fast wie am Abstellgleis. Das Gebäude selbst besteht zum Teil aus Fachwerk und erhielt einen Sockel aus Bruchsteinquadern, die noch heute vorhanden sind. Das Haus wird als „bedeutend für die Stadtgeschichte” eingestuft und steht deshalb unter Denkmalschutz.