Marxloh. .

„Man muss es ganz deutlich sagen, Thyssen-Krupp ist in der bisher schlimmsten Situation aller Zeiten.“ So drastisch formulierte Jürgen Dudzek, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Dinslaken, während des Politischen Nachtgebets. Unter dem Thema „Die Feuer verlöschen nie, Stahlstandorte in der Krise“ hatte Pfarrer Hans-Peter Lauer zur Auseinandersetzung in die Kreuzeskirche geladen.

Verantwortlich für die prekäre Situation in der Stahlbranche seien Kartelle und Rohstoff-Monopolisten, argumentierte Dudzek. „Die Kartelle sind für uns eine richtige Seuche. Wir sprechen immer über die so genannte freie Marktwirtschaft, aber ganz offen gesagt ist die in unserem Bereich reine Ideologie“. Besonders betonte er die Folgen für die Mitarbeiter großer Konzerne wie Thyssen-Krupp. „Durch Fehlinvestitionen werden hohe Verluste eingefahren und von den Mitarbeitern wird dann erwartet, dass sie das durch ihre Arbeit wieder wett machen. Gleichzeitig werden durch Schließungen oder durch den Verkauf von Tochtergesellschaften Arbeitsplätze abgebaut. Am Ende sind die Arbeiter immer die Verlierer.“

Neben Jürgen Dudzek gab auch Kenan Ilhan als Vertreter der TSTG Schienentechnik ein Statement zur aktuellen Lage ab. Man habe mittlerweile das Gefühl, von der Politik ernst genommen zu werden und der Kampf sei noch nicht vorbei, sagte er. Von der geplanten Schließung der Duisburger Schienenproduktion sind aktuell 400 Arbeitsplätze bedroht.

Besonders passend schien die Gesprächsrunde am Montagabend im Innenraum der Kreuzeskirche Marxloh. Zurzeit präsentiert die Stadtteilkirche eine Ausstellung unter dem Titel „Zeiträume“ der Kunstgemeinschaft Bottrop. Auf vielen Bildern wird die Industriegeschichte des Ruhrgebiets romantisiert dargestellt. „Das Ruhrgebiet ohne Montanindustrie ist einfach unvorstellbar“, findet Wilfried Müller, Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute bei Thyssen-Krupp-Steel Hamborn/Beeckerwerth.