Meiderich. .

„Drei Dosen und einen Donut haben wir jedem Sprayer gestellt, der sich heute für die Graffiti-Aktion angemeldet hat“, sagt die Bruckhausener Streetworkerin Monika Jonischkat. Die Farbdosen sind an den Mauerstücken des Meidericher Grünpfades zum Landschaftspark Nord im Einsatz.

Etwa 20 Sprayer toben sich auf den weiß grundierten Betonwänden aus, die das Jugendamt als legale Graffiti-Flächen gepachtet hat. Kopffüßler, Comic-Helden, Schriftzüge, grelle Farbkombinationen vor grüner Natur. Vorbeilaufende Hunde auf ihrem Samstagsspaziergang schnüffeln irritiert und niesen, schwere Dämpfe hängen über der Szenerie. Die Sprayer tragen mehrheitlich Atemschutz, manche auch schwarze Chirurgenhandschuhe. Jonischkat wird die Donuts im Moment nicht los, essen und sprayen geht nicht gleichzeitig.

Bei einem Windstoß geraten Teile der Flächen plötzlich in Bewegung. Auf den Wänden hängen weiße Leinwände, die mit besprüht werden. Die Herrin der flatternden Keilrahmen ist die Berliner Künstlerin Elke Molkenthin. Sie macht die Wandkunst mobil – „Canvas City II“ heißt das Projekt.

Für die Leinwände wird sie stoffbespannte Rahmen und individuelle Passepartouts fertigen. Hinzu kommen Fotos vom Entstehungsprozess. Eben fotografiert sie einen frisch gesprayten Astronauten im blauen All. Unter ihm ist sein grüner Heimatplanet zu sehen, dem der Sprayer gerade mit Licht und Schatteneffekten tiefe Kraterlöcher verpasst. Wenn die Leinwand abgenommen wird, dann schwebt der Raumfahrer kopflos durch die Weiten. Molkenthin interessiert sich für die Verbindungen zwischen Ballungsräumen und Natur. Zum Schluss wird sie jedes Graffito mit der weißen Lücke im Bild festhalten. Die Fotos und die gerahmten Bilder werden dann zusammen in einer Ausstellung zu sehen sein. „Schade, dass ich nicht noch ein paar Tage länger in Duisburg bin“, sagt sie, „es wäre doch interessant zu sehen, was mit den weißen Lücken passiert. Ich denke, die bleiben nicht lange leer.“

Ich kann nicht schnell weglaufen

Bis zur Ausstellung dauert es noch und die Bilder nur irgendwo unterzustellen, wäre zu schade. „Ich will den kleinen Astronauten für mein Büro“, sagt Streetworker Henrik Spließ. „Nach der Ausstellung werden die für einen guten Zweck verkauft, kannst ja schon mal anfangen zu sparen“, meint Jonischkat. „Wir haben mal einen Graffiti-Workshop für Senioren mit jungen Sprayern organisiert“, erzählt sie. Für viele Leute sei Graffiti-Kunst automatisch mit Illegalität verknüpft.

Eine alte Dame habe deshalb Bedenken gehabt:„Ich kann einfach nicht mehr so schnell weglaufen und über Zäune klettern.“