Röttgersbach. .
Früh aus den Federn musste Jan Otten am Mittwoch: Statt zur Schule – er besucht das Voerder Gymnasium – begleitete er seine Mama durch deren Berufsalltag. Seine Jahrgangsstufe, er besucht die Klasse 8, hat einen Elterntag eingerichtet, auf Neudeutsch „Parentsday“ genannt. Die Idee dahinter: Kinder sollen ein Elternteil einen Tag lang am Arbeitsplatz begleiten, um eine Vorstellung zu bekommen, was Mama und Papa tun, damit es der Familie gut geht.
Früher Start in den Tag
Normalerweise beginnt der Arbeitstag seiner Mutter um sechs Uhr früh, mit Rücksicht auf den 15-Jährigen durfte sie jedoch eine Stunde später anfangen.
Eine ungewohnte Zeit für den jungen Mann, dessen „Dienstbeginn“ in der Regel um acht Uhr ist. Der Schüler hat zwar eine gewisse Vorstellung vom Beruf seiner Mutter, letztlich staunte er aber doch, was sie jeden Tag zu erledigen hat, bevor die Arbeit am Mittag im eigenen Haushalt beginnt.
Roswitha Otten (42) ist Krankenschwester am Klinikum Niederrhein. Sie arbeitet seit 20 Jahren dort. Pflegt die Patienten, hat stets ein offenes Ohr für deren Sorge und Nöte. Sie bringt die Kranken zu Untersuchungen, prüft den Blutdruck und Blutzuckerspiegel, wechselt Verbände, verabreicht Medikamente, macht die Betten, und, und, und.
Jans Tag beginnt mit der Einkleidung. Schließlich gehört es sich, im krankenhaustypischen Hemd auf der Station zu erscheinen. Wenn man ihn so sieht, könnte man glauben, er gehört zur Stammmannschaft.
Seine Aufgabe: Mutter genau über die Schulter zu schauen. Er staunt, wie fix ihr die Arbeit von der Hand geht, aber auch, mit welcher Ruhe und Sachlichkeit sie den Patienten „alles erklärt“. Und er merkt: „Die beste Mama der Welt“ ist bei den Patienten sehr beliebt.
Abgesehen vom „Bettenschieben“ ist der junge Mann allerdings zum Zugucken verdammt – im Krankenhaus darf man Arbeiten am und mit dem Patienten nur mit entsprechender Ausbildung erledigen. Selbst Blutdruckmessen will gelernt sein, sind die Instrumente im Hospital doch weniger einfach zu bedienen als die Geräte für den Hausgebrauch.
Aber das stört ihn nicht – für ihn ist alles neu und spannend. Und er kommt an diesem Tag im Krankenhaus an der Fahrner Straße ziemlich herum. Darf auch in andere Abteilungen hineinschnuppern, zum Beispiel in die Großküche.
Ob er in die Fußstapfen seiner Mutter treten will? Er zuckt mit den Schultern. „Erst möchte ich mir noch andere Berufe anschauen“, sagt der Gymnasiast diplomatisch. Dann verrät er: „Lieber wäre mir was Technisches“. Sprich: Etwas in der Richtung, was Papa macht. Der ist selbstständiger Elektrotechniker.