Hamborn. . Patricia Jessen vom Projekt „Klimt“ und Dorith Drost vom Jugendamt sprachen vor der Hamborner Bezirksvertretung über die Probleme der Jugend im Norden

Die Beschreibung der oft schwierigen und von sozialen Konflikten geprägten Lebenssituation von Jugendlichen im Stadtbezirk nahm bei der Öffentlichen Sitzung des Bezirksvertretung Hamborn breiten Raum ein.

Einen Einblick in die Funktionsweise und die Resultate des Projekts „Klimt – Konflikte lösen in Marxloh“ gab den Mandatsträgern die Islamwissenschaftlerin Patricia Jessen. Jessen, Mitinhaberin eines privaten Instituts für Sozialforschung und - beratung, analysiert im Auftrag der Ev. Bonhoeffer Gemeinde seit mehr als einem Jahr die Lebenssituation von Jugendlichen in Marxloh.

Gewalt und grundsätzliche Gewaltbereitschaft sagte Jessen, seien erwiesenermaßen ständige Begleiter für die männlichen Jugendlichen, die bislang am Projekt teilgenommen hätten. Im Rahmen der Interviews, die Sozialarbeiter mit Jugendlichen geführt haben, sei außerdem ermittelt worden, dass bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund ethnische Konflikte aus den Herkunftsländern der Eltern oder Großeltern in den eigenen Wertehorizont übernommen würden. Dies sei bei Konflikten zwischen Türken und Kurden ebenso der Fall wie etwa bei Jugendlichen aus dem Libanon.

Grundsätzlich könne man auch festhalten, dass Neuankömmlingen, wie etwa den bulgarischen, rumänischen und serbischen Roma, mit Ablehnung und potenzieller Aggression begegnet werde: „Die Neuankömmlinge sind da in der Rolle eines Sündenbocks.“

Im Rahmen des Klimt-Projekts werde man nun versuchen, die betreuten Jugendlichen über verbindende Angebote aufzufangen. Dies können gemeinsame Kirchen- oder Moscheebesuche, aber auch Anti-Aggressions-Trainings oder Kunst- und Theaterprojekte sein.

Im Anschluss an Patricia Jessens Vortrag äußerten zahlreiche Mandatsträger ihr Bedauern darüber, dass das Projekt bislang nur bis Ende 2013 gesichert sei: „So etwas muss doch fortgesetzt werden“, forderte der SPD-Ratsherr Manfred Slykers, „es ist doch eine Bankrotterklärung, sich mit den hier beschriebenen Zuständen abzufinden.“ Perspektivlosigkeit, sagte Slykers weiter, sei ein Grund für das von Gewalt und Konflikten geprägte Weltbild der Jungen.

Dies bestätigte in ihrem Vortrag an die Bezirksvertretung auch Dorith Drost vom Jugendamt der Stadt, die den Anwesenden den aktuellen Sozialbericht der Stadt vorstellte, mit besonderem Augenmerk auf Hamborn und den Norden. Grundsätzlich positiv sei, sagte Drost, das Hamborn der jüngste aller Duisburger Stadtbezirke sei. Aber: „Armut ist in Duisburg jung und hat Migrationshintergrund.“