Meiderich/Hamborn. . Karl Meyer ist nach schwerer Krankheit gehbehindert, liebt aber Ausflüge von Meiderich zum Markttag in Althamborn. Die Markttoilette stinkt ihm gewaltig
Wer die Wohnung der Meyers in Meiderich betritt, wird von vielen, vielen Puppen und mit großer Herzlichkeit empfangen. Dabei haben es Karl (68) und Helga Meyer in den vergangenen Jahren wahrlich nicht leicht gehabt.
Seit einer schweren Wirbelsäulenerkrankung kann der ehemalige Thyssen-Arbeiter, der eigentlich Marxloher ist, nicht mehr laufen. Lebensqualität schenkt ihm – neben seiner Frau, zwei „wunderbaren“ erwachsenen Söhnen und der heiß geliebten Hauskatze – sein elektrisch betriebener Rollstuhl.
Mit dem ist er auch unterwegs, wenn er einer liebgewonnenen Gewohnheit nach geht: Der Wochenmarktbesuch am Althamborner Altmarkt ist Pflicht: „Wenn da nur das Toilettenproblem nicht wäre“, sagt Karl Meyer, „und die vielen Hürden, die ich überwinden muss, um überhaupt in der Stadt voran zu kommen.“
Teil seines Krankheitsbildes, jedenfalls, ist die traurige Tatsache, dass er viel öfter zur Toilette muss als gesunde Menschen. Am Hamborner Rathaus gebe es noch kein Behinderten-WC (Anm. d. Redaktion: Im Sommer soll dort eine Behindertentoilette entstehen), das Klo am Botanischen Garten sei „fantastisch und sauber“, aber weitab vom Schuss und die Markttoilette an der Musikschule, sagt Meyer, „ist eine Katastrophe.“
Spinnweben würden in der dortigen Behindertentoilette, für die er einen Schlüssel hat, dick von der Decke hängen. Gestank und Dreck in der ehemaligen Schultoilette seien außerdem eine Zumutung, wie auch andere Bürger der Redaktion gegenüber bestätigten.
„Dann habe ich mal einen Test gemacht“, sagt der gewitzte Rentner verschmitzt, „habe ein Bonbonpapier auf den Boden gelegt. Siehe da: Nach drei Wochen lag es immer noch da!“
Nachdem auch Nachfragen beim Marktmeister wirkungslos blieben, packten Helga und Karl , die ihr Leben lang nie vor harter Arbeit zurückschreckten, selbst an: „Kloschüssel und Waschbecken geschrubbt, Klo-Stein und Bürste rein, plus Seife und Papier“, sagt Karl Meyer. Das habe vorübergehend Abhilfe geschaffen. An der fraglos besch... Gesamtsituation, sagt Meyer kopfschüttelnd, ändere das aber nichts: „Mal ehrlich: Ist es denn zu viel verlangt, dass die Markttoilette regelmäßig sauber gemacht wird?“
Dies sei nicht zu viel verlangt, sagt Peter Joppa, Chef des Frischekontors, das an Markttagen den Betrieb der Toiletten an der Musikschule verantwortet: „Dafür wird grundsätzlich auch eine Fremdfirma bezahlt, die nach Markttagen sauber machen muss.“ Bislang habe es auch keine Beanstandungen gegeben. Joppa: „Wir gehen der Sache trotzdem nach und danken für den Hinweis.“