Duisburg-Meiderich. . Die Japanologin Bettina Richter unterrichtet mit Hilfe des bundesweiten Bildungsprojekts „Teach First“an der Gesamtschule Meiderich und fördert dort benachteiligte Schüler.
Bettina Richter ist Lehrerin an der Gesamtschule Meiderich, obwohl sie gar keine Pädagogin, sondern Japanologin ist. Sie begleitet Kollegen in ihre Klassen und unterstützt gezielt benachteiligte Schüler, indem sie sie in Kleingruppen oder individuell fördert. Möglich macht dies das bundesweite Bildungsprogramm „Teach First“, das Uni-Absolventen aller Fachrichtungen für zwei Jahre an Schulen holt. Sie ersetzen jedoch keine Lehrer, sondern ergänzen das Kollegium.
„Meine Arbeit hier ist eher mit einem freiwilligen sozialen Jahr zu vergleichen als mit einem Referendariat“, sagt Richter. Für sie ist es auch kein Reinschnuppern in den Lehrberuf, sondern soziales Engagement, das obendrein bezahlt wird. „Ich rege mich oft über Bildungspolitik auf.“ Dass der Schulabschluss in Deutschland stark von der sozialen Herkunft abhänge, hält die 30-Jährige für unzumutbar. „Jetzt kann ich aber selbst etwas verbessern und helfen, Chancengerechtigkeit zu schaffen.“
An der Gesamtschule unterrichtet sie Englisch und fördert vor allem Kinder der Unterstufe. Das Notengeben übernehmen jedoch ihre Kollegen. „Viele Schüler haben sich leider oft schon aufgeben“, doch sie selbst gibt niemanden auf. „Mit Fleiß und Disziplin kann jeder in jedem Fach eine Drei schaffen.“ Interesse weckt sie mitunter durch ungewöhnliche Lehrmethoden: Einer Gruppe brachte sie kürzlich das Tempus „Present Perfect“ beim Flaschendrehen bei.
Wenn sie nach zwei Jahren ihr Resümee zieht, möchte sie den Kindern und Jugendlichen aber mehr vermittelt haben, als Vokabeln und Grammatik. „Ich möchte die Schüler begeistern, sie sollen neugierig auf die Welt werden und sie kennenlernen wollen.“
Dabei soll bald eine Japan AG helfen, in der Richter die Sprache und Kultur vermitteln möchte. Ihr Herzblut fließt außerdem in ein weiteres Projekt: Sie betreut die Schulbücherei und hofft, Interesse für Literatur zu entfachen. Auch Comics, Hörbücher und E-Books setzt sie dafür ein.
Einen Nutzen haben jedoch nicht nur ihre Schüler, auch die Uni-Absolventin hat schon viel in ihren sechs Monaten als Lehrerin gelernt, besonders über ihre Stärken und Schwächen sowie „sehr optimistisch zu sein und nie aufzugeben.“
Mit dieser Einstellung hat die Japanologin bereits Schulleiter Bernd Beckmann für sich begeistert: „Frau Richter ist ein besonderer Glücksfall für uns. Ich habe jetzt schon eine kleine Träne im Auge, weil sie in anderthalb Jahren ausscheidet.“