Duisburg-Marxloh. . Angehende Erzieherinnen des Sophie-Scholl-Berufskollegs gehen heute mit dem brasilianischen Choreographen Vinicius auf „Postkartenreise“. Im Kiebitz

Im Saal des Kulturzentrums Kiebitz liegt kreative Spannung in der Luft. Auf der dunklen Holzbühne , die zu beiden Seiten mit beweglichen Elementen zum Zuschauerraum hin erweitert wurde, machen Tänzerinnen Dehnübungen, andere üben Tanzschritte ein. Wieder andere ziehen sich gerade Tanzsocken über und nehmen einen kleinen Imbiss zu sich. Alle lauschen den Worten von Vinicius.

Choreograph ist Vinicius, ein (angeblich) 42-jähriger Brasilianer – offensichtlich im Körper eines 25-Jährigen Leistungssportlers „gefangen“. Der in Rio de Janeiro geborene, tiefenentspannte Tanz-Pädagoge probt im Marxloher Kulturzentrum auf der Marienstraße mit den 12 jungen Frauen eine tänzerische Entdeckungsreise.

Der Brasilianer klatscht in die Hände, „Aufstellung nehmen“. Die Tänzerinnen gruppieren sich U-förmig auf der Bühnenkonstruktion, ein Hauch von „Fame“ und „Chorus Line“ weht durch den Saal.

Die jungen Frauen, zwischen 19 und 27 Jahren alt, die hier gleich zur ergreifenden Musik der isländischen Sängerin Björk tanzen werden, sind allerdings keine professionellen Tänzerinnen. Auch, wenn man einige von ihnen durchaus dafür halten könnte.

Sie werden zu Erzieherinnen ausgebildet. Auf dem Sophie-Scholl-Berufskolleg sind sie gemeinsam im zweiten Ausbildungsjahr. Den Tanztheater-Workshop, sagen sie, haben sie von ihrer Schule geschenkt bekommen: „Die hatten bei uns etwas gut zu machen“, sagt eine der Teilnehmerinnen mit einem Augenzwinkern, alle anderen lachen.

Gibt’s Hoffnungen, die sie mit der Aufführung verbinden? „Dass wir Ängste überwinden lernen“, sagen sie, obwohl von Lampenfieber noch niemand etwas spürt.

„Das kommt noch“, sagt Vinicius und lacht. Er tritt hier nicht als Einpeitscher oder Diktator auf, wie es andere Choreographen durchaus tun. Er lässt den jungen Frauen Freiräume bei der Entwicklung ihrer Tanzschritte, bei der Dramaturgie. Was die Tänzerinnen zwar freut, aber durchaus überrascht: „Wir dachten vorher alle, dass ein brasilianischer Tanzlehrer mit uns hier Samba einstudiert.“ Nur drei Tage Zeit hat Vinicius für die Mädchen, dann muss er weiter nach Wien. Er ist sich aber sicher, „dass wir hier etwas ganz, ganz Besonderes schaffen.“

Davon können sich heute, 12.15 Uhr, im Kiebitz auf der Marienstraße Mitschüler und interessierte Familienangehörige überzeugen. Dann gibt es zum Abschluss des Workshops die Aufführung.