Duisburg. . Das Duisburger Jugendamt schuldet Tagesmüttern und -vätern im Norden der Stadt zwischen 2000 und 12.000 Euro. Denn es gibt immer mehr private Kita-Anbieter in der Stadt, die Personalstärke des Jugendamtes ist jedoch gleich geblieben. Einige der Tageseltern sehen sich nun schon in ihrer Existenz bedroht.

„Ich habe meine Festanstellung gekündigt, weil wir uns bewusst entschieden haben, unser Leben künftig den Kindern und der Arbeit als Tagesvater und Tagesmutter zu widmen“, sagt Jochen S. (alle Namen der Redaktion bekannt), „aber im kommenden Monat können wir die Miete nicht mehr bezahlen, weil das Jugendamt seit Juli das Geld nicht überweist.“

Neben Jochen S. und seiner Frau, die im Duisburger Norden seit Juli eine gepflegte, gut gehende U-3-Kindertagesstätte betreiben, nahmen an einem Treffen mit der Redaktion weitere Kindertagesmütter und -väter teil, die übereinstimmend dasselbe Problem beklagten: In Unterlagen der Stadt werden angehende Kinderbetreuer darauf hingewiesen, dass die Wartezeit bis zur Kostenerstattung 4 bis 6 Wochen dauern könne. Alle sagen, dass sie aktuell zwischen 2 und 3 Monate auf Geld warten.

Um welche Gelder geht es? Bürger, die sich für den Beruf des Kinderbetreuers/der Tagesmutter entscheiden, können bei der Stadt eine Zusatz-Qualifikation erwerben.

Stadt zahlt 4 Euro pro Kind und pro Stunde

Nach erfolgreichem Abschluss – Anmeldung eines entsprechenden Gewerbes vorausgesetzt – prüft die Stadt die Örtlichkeiten, in denen die Kinder künftig untergebracht werden sollen. Wenn es keine Beanstandungern gibt, haben die Tagesmütter und -väter die Möglichkeit, die Betreuung von Kindern, deren Eltern beide berufstätig sind, von der Stadt bezahlen zu lassen. Abgerechnet werden dann jeweils 4 Euro pro Kind pro Stunde. 55 Prozent des Betrages ist für die Tagesmutter vorgesehen, 45 Prozent sind für Ernährung und Pflege des Kindes bestimmt.

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Um Anspruch auf das Geld zu haben, schließen die Kindertageseinrichtungen mit den Eltern Betreuungsverträge ab, die dann so schnell wie möglich an das Jugendamt weitergeleitet werden müssen: „Unsere liegen spätestens nach einer Woche dort. Meistens nach zwei Tagen“, sagt Jochen. Neben der Betreuungspauschale von 4 Euro/Stunde/Kind, haben die privaten Kita-Betreiber die Chance, Mietkosten- und Einrichtungszuschüsse geltend zu machen.

„Haben wir auch“, sagt Jochen S., „zusammen beläuft sich unsere Forderung an das Jugendamt auf über 6000 Euro. Aber wir werden immer vertröstet und von einen zum anderen Sachbearbeiter geschickt.“ Dieselbe Erfahrung hat Rita F. gemacht, die händeringend auf 2000 Euro vom Amt wartet: „Ich muss bald dicht machen. Es geht nicht mehr.“ Zwei weitere Einrichtungen bestätigten der Redaktion gegenüber, dass ihnen die Kommune jeweils fünfstellige Beträge schulde, in einem Fall 12.000 Euro. Im Norden, sagen alle, droht der Krippen-Kollaps.

Zahl der privaten Kita-Anbieter massiv gestiegen

Die Stadt Duisburg bestätigte auf Nachfrage der Redaktion, dass es massive Zahlungsrückstände gibt. Eine Sprecherin betonte gegenüber der WAZ-Mediengruppe, dass das Jugendamt den Zustand zutiefst bedauere und mit Nachdruck daran arbeite, den Tagesmüttern und -vätern das Geld zu überweisen. Gleichwohl gebe es mehrere Gründe für die derzeitige Situation. Erstens sei die Zahl der empfangsberechtigten Personen, also die der privaten Kita-Anbieter, massiv gestiegen.

Die Personalstärke des Jugendamtes sei jedoch gleich geblieben. Die zuständige Abteilung sei vor Monaten außerdem durch einen schweren Schicksalsschlag erschüttert worden. „Neueinstellungen sind aber nicht möglich“, sagte die Sprecherin, „deswegen kam es auch zu dieser Situation.“

Jugendamtschef Thomas Krützberg habe das Ganze nun zur Chefsache erklärt: „Betroffene sollen sich bitte nicht scheuen, sich persönlich an Herrn Krützberg zu wenden.“ Der wolle helfen, wo er kann.