Duisburg-Röttgersbach.. Ein legendärer Schankwirt im schönen Stadtteil zwischen Mattlerbusch und Jubiläumshain hört auf: Hans-Jürgen Neumann geht in Ruhestand


Während Politik über „Landmarken“ für den Norden debattiert, die Heimatgefühl vermitteln sollen, entsteht und entstand „Heimat“ im Revier durch ganz andere Institutionen. Zum Beispiel durch die Kneipe an der Ecke, sei sie in Hamborn, Beeck, Meiderich oder in Röttgersbach ansässig.

Ein legendärer Schankwirt im schönen Stadtteil zwischen Mattlerbusch und Jubiläumshain ist zweifellos Hans-Jürgen Neumann, Wirt des König-Eck an der Ziegelhorststraße. Die Kneipe gibt es dort seit 40 Jahren, er ist dort Wirt seit genau 30 Jahren. „Zeit, Schluss zu machen“, sagt Neumann und blickt sich wehmütig um.

An diesem Mittwochvormittag sind seine Stammgäste schon früh gekommen, um dabei zu sein, wenn „ihr“ Hans-Jürgen Besuch von der Zeitung bekommt. Allen voran Helmut Mailand, vielen fußballbegeisterten Bürgern im Duisburger Norden noch als Betreuer zahlreicher Jugendmannschaften bekannt. „Klar“, sagt Neumann, „der Helmut ist Stammgast von Beginn an. Viele sind aber auch gestorben, in all’ den Jahren . . .“

Neumann ist Gastronom durch und durch. Der „Hamborner Jung’“ machte sich 1970 mit einem Lokal im alten Wasserturm in Hochfeld selbstständig.

Heiße Nächte gab es früher viele im Röttgersbacher König-Eck

1975 eröffnete er eine Kneipe in Neudorf und einen Imbiss plus Trinkhalle im Eisenbahnerviertel Bissingheim: „!982 haben wir dann das König-Eck übernommen. Hier hatten wir unsere besten Jahre.“ Immer an Hans-Jürgen Neumanns Seite war seine Frau Brigitte, die vor fünf Jahren starb.

Mit ihr zog Hans-Jürgen Neumann zwei Söhne groß, Oliver und Andreas. Der ältere der beiden machte als Amateurfußballer im Revier eine beachtliche Karriere, spielte beim MSV und Rot-Weiß Essen. „Vierfacher Opa bin ich außerdem“, sagt der Wirt und lacht, „die Enkelkinder freuen sich schon, dass der Opa bald mehr Zeit für sie haben wird.“

In den vergangenen Jahre sei es deutlich ruhiger geworden, sagt der Gastronom, den neben seinem Alter – er ist Jahrgang 1940 – auch die Gesundheit zur Geschäftsaufgabe drängt: „Die Beine machen nicht mehr so mit.“ Er ist neben den Inhabern des Edeka-Centers nebenan, das im Röttgersbacher Volksmund auch heute noch Cercek („Scherscheck“ gesprochen) heißt, der einzige Unternehmen in diesem Bereich der Ziegelhorststraße, der sein Geschäft schon 30 Jahre führt: „Die anderen sind alle weggegangen, haben gewechselt.“

Richtig gebrummt im König-Eck sagt, Neumann, und seine Augen leuchten, habe es noch vor zehn Jahren: „Da haben wir es hier noch richtig krachen lassen.“ Damals seien Rauchverbot und Konsumzurückhaltung noch nicht das Thema gewesen. Heiße Nächte habe es viele gegeben, sagt der Wirt.

Zum Beispiel, als man den Sänger Gunter Gabriel überredete, nach einem Auftritt in der Nachbarschaft doch noch auf einen Sprung ins König-Eck zu kommen: „Der hat gerockt bis in die frühen Morgenstunden“, sagt der Wirt, „ein Prachtkerl. Das war der einzige in all’ den Jahren, der mich unter den Tisch getrunken hat.“

Danach, sagt Neumann, sei Gunter Gabriel über die Theke gesprungen und habe das Zapfen selbst übernommen: „Der durfte das. Aber auch nur der . . .“