Duisburg-Hamborn. . Sie dachten, sie helfen einem netten Besucher. Am Ende fehlte den Eheleuten Broj aus Obermeiderich eine Handtasche, in der sich viele wichtige Papiere und 90 Euro Bargeld befanden.

„Guten Tag, darf ich mal zu Ihnen reinkommen“, rufe ich über den Gartenzaun der Eheleute Broj in Obermeiderich. „Ich lass keinen Fremden mehr rein“, schallt es aus etwa sieben Metern Entfernung zurück. Als Adolf Broj (77) erfährt, dass ich der angekündigte Besuch aus der Redaktion bin, entspannt sich sein Gesicht. „Kommen Sie, nehmen Sie doch Platz“, sagt er freundlich – und zeigt auf ein schattiges Plätzchen unter dem Vordach seiner Laube. Adolf Broj und seine gleichaltrige Ehefrau Margarete sind sicher, vor wenigen Tagen Opfer eines Trickdiebes geworden zu sein. Seitdem ist ihr Vertrauen Fremden gegenüber weg.

Das Ehepaar zählt zu den Gründungsmitgliedern der Kleingartenanlage Hagenshof. 1972 erhielt es die 320 Quadratmeter große Scholle und beackert sie seitdem. Die Beiden haben es sich richtig schön gemacht. Blumenbeete hier, ein Stück Gemüsegarten da, auch für ein Fleckchen Zierrasen, die obligatorische Laube und ein lauschiges Pavillon-Plätzchen reicht die Fläche.

Seit vier Jahrzehnten verbringen die Eheleute ihre freie Zeit dort. Sie kennen ihre Nachbarn, halten gerne ein Pläuschchen, wie andere Kleingärtner berichten. Sie fühlten sich immer sicher, selbst, nachdem Einbrecher mal die Holzhütte aufgebrochen hatten. Sie bewegten sich im Garten, ohne stets die Laube im Blick zu haben. Das ist jetzt anders. Weil ein dreister Dieb die Handtasche der Frau mit Ausweispapieren, Wohnungsschlüsseln und 90 € gestohlen hat.

Jegliches Vertrauen verloren

„Der Mann kam gegen halb zwei ans Gartentörchen und fragte ganz freundlich, wo der Vorsitzende der Anlage zu finden sei. Ich sagte ihm, dass der nicht da ist und fragte, ob ich ihm helfen könnte.“ Der etwa 40 Jahre alte Fremde habe gesagt, dass er einen Garten für seine Mutter suche und sich mal umschauen wolle. „Wir haben ihn zu Kaffee und Kuchen eingeladen, haben sogar noch ein Bier zusammen getrunken“, erzählt der Rentner. „Der Mann war eigentlich ganz nett“, sagt Broj. Man habe sich gut unterhalten. Argwöhnisch, dass mit dem Fremden etwas nicht stimmen konnte, sei er nicht gewesen.

Seine Gattin hatte kein ganz so gutes Gefühl: „Irgendwie kam der mir schon etwas komisch vor.“ Ihr Gefühl hatte sie, wie sie wenig später feststellen musste, nicht im Stich gelassen. Als sich der Mann nach rund anderthalb Stunden im Garten der Brojs plötzlich mit dem Hinweis verabschiedete, er wolle seine Frau holen und dann wiederkommen, da war es passiert. Unbemerkt habe der Unbekannte, der Adolf Broj beim Kaffeekochen in der Laube über die Schulter geschaut habe, vermutlich längst die in der Hütte auf einem Stuhl liegende Handtasche an sich genommen – „und wahrscheinlich unter seiner weiten Trainingsjacke versteckt“.

„Schreiben Sie mal, dass die Leute grundsätzlich vorsichtig sein sollen“, sagt Broj zum Abschied. „Damit anderen nicht dasselbe passiert.“ So lautet auch der Tipp der Polizei. Die nahm eine Anzeige gegen Unbekannt auf.