Duisburg-Ruhrort. .

„Wir machen es noch so, wie es eigentlich sein soll“, sagt der neue König der Ruhrorter St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, Markus Legemann am Samstag. Das Schützenzelt steht in der prallen Sonne auf der Kirmes zum Hafenfest an der Mühlenweide.

„Früher gehörten Schützenfest und Kirmes überall zusammen, heute machen es nur noch ganz wenige Vereine so“, erklärt der 35-Jährige Gießer nicht ohne Stolz, „Dank unserer Sponsoren kriegen wir das immer noch hin“. Als einer von drei Thronanwärtern holte er mit dem 70. Schuss aus dem Luftgewehr um 14.40 Uhr den Sperrholzvogel von der Stange.

Um diese Tradition zu bewahren, müssen die Schützenbrüder, die ihre grauen Jacken bei der Hitze alle über die Stuhllehne gehängt haben, einiges in Kauf nehmen. „Früher konnten wir das Gelände hinter dem Zelt absperren, und draußen mit Kleinkalibergewehr schießen“, erklärt Rüdiger Fuchs, der als erster Brudermeister den St. Sebastianus-Schützen vorsteht.

Das Vogelschießenfand im Festzelt statt

Heute führt ein neuer Fluchtweg hinter dem Zelt vorbei unter der blauen Bassin-Brücke am Ruhrorter Yachthafen vorbei. Das haben die verschärften Sicherheitsbestimmungen nach der Loveparade-Katastrophe nötig gemacht.

Für die Schützen bedeutet es, dass jetzt im Zelt geschossen werden muss. Kaum haben alle dem neuen König gratuliert, da tauschen er und seine beiden Mitbewerber um die Königswürde, Michael Kühnle und Michael Lorse, das Gewehr auch schon gegen den Akkuschrauber und demontieren gemeinsam die Schießstände auf der Zeltbühne.

Am Abend wird der Betreiber das Zelt für eine Disco nutzen, die Schützen kehren erst am Sonntag nach ihrem Umzug zurück, und organisieren die Schießwettbewerbe um den Hafenpokal und die Würde des Bürgerkönigs.

Die Sache mit dem Umzug bereitet Rüdiger Fuchs in diesem Jahr Kopfzerbrechen. „Sonntag soll es an die vierzig Grad geben und viele Schützenbrüder sind nicht mehr die Jüngsten. Ich glaube, wir müssen zumindest die Strecke kürzen, sonst fallen nachher noch welche um in der Hitze“, überlegt er. Auf der Bühne des leeren Zeltes wird noch der grüne Teppich gesaugt, die Schützengesellschaft ist inzwischen nach draußen auf die Wiese im Schatten der Bäume geflohen. „Wir sind ein kleiner Verein mit 64 Mitgliedern, die Throngesellschaft ist praktisch die gleiche wie im letzten Jahr, nur mit vertauschten Rollen“, sagt Rüdiger Fuchs lächelnd.

Der König des letzten Jahres heißt Melanie Legemann und ist mit dem neuen König verheiratet. Im letzten Jahr war ihr Mann der Königsbegleiter. Die 29-jährige Hausfrau hat vor drei Wochen eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Jetzt ist ihr Mann König und sie ist seine Königin. „Ich möchte zu gerne wissen, ob es das schon mal gegeben hat, dass ein Schützenkönig in seiner Amtszeit selber Nachwuchs kriegt“, fragt sich Markus Legemann, der sich die Namen seiner Kinder in geschwungener Schrift auf den rechten Arm tätowieren ließ. Für das kleine Königskind Antonia ist neben Schwesterchen Amelie und den zwei Kindern aus erster Ehe noch ein Plätzchen reserviert.

Der neue König schleppt derweil mit den Herren der Throngesellschaft zwei Kisten voll kalter Getränke auf die Wiese. Die schwitzenden Schützenbrüder begrüßen die Runde mit einem dreifachen „Gut Schuss“ von erstaunlicher Lautstärke.