Für ihre mittleren Führungskräfte in Bruckhausen ließ die Gewerkschaft Deutscher Kaiser (GDK) von August Thyssen an der Ecke Bayreuther Straße/Kronstraße 1910 eine L-förmige Zeile mit dreigeschossigen Werkswohnungen errichten, die jetzt ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt wurde. Sie bildeten bei ihrer Fertigstellung 1912 die Südgrenze der Bebauung Bruckhausens. Und sie gelten unter anderem deshalb als denkmalwert, weil sie für den qualitätsvollen Wohnungsbau des werkseigenen Baubüros stehen, wie er für Mitarbeiter unter der Ebene der Direktoren und Abteilungsleiter betrieben wurde.

Der Baublock Kronstraße 9a bis 19 und Bayreuther Straße 40 bis 46 fällt an der Straßenecke, die er bildet, durch den imposant vorstehenden Erker der beiden oberen Geschosse auf. Aber die Bauhistoriker haben daran noch andere markante Einzelheiten entdeckt. So besteht das Kellergeschoss aus Naturstein, das an der Straßenecke sogar keilförmig bis unter den Erker ragt. An mehreren Stellen ragen Gebäudeteile, so genannte Risalite, aus der Fluchtlinie des Baukörpers hervor. Für eine Staffelung der Fassaden sorgten ursprünglich an der Bayreuther Straße Loggien in den Erdgeschossen. Auf den Satteldächern an der Kronstraße saßen seinerzeit hohe Lukarnen, das sind Dachaufbauten mit einem einzigen Fenster.

Die hochwertige Bauform erkennen die Fachleute nicht nur an den in der Regel mit vier bis sechs Zimmern recht großen Wohnungen. Typisch dafür ist auch, dass pro Etage von der Treppe aus nur eine Wohnung zu erreichen war. Nach Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs wurden die Flure innen teilweise auf zwei Wohnungen je Etage umgebaut, so das Haus Kronstraße 13. Die Loggien im Erdgeschoss verschwanden schon nach dem Zweiten Weltkrieg und wurden den Wohnungen zugeschlagen. 1983 wurden die Häuser teilweise zu Studentenwohnungen umgestaltet. Auf der Rückseite der Häuser fallen die Schmucklosigkeit und der großräumige Innenbereich auf. Von der Gestaltung her könnten die Häuser durchaus mit solchen aus der Feder freier Architekten mithalten und müssten den Vergleich mit deren Bauten in Berlin, Breslau und Stuttgart nicht scheuen, heißt es.

„Ein Charakteristikum Bruckhausens“, so schreiben die Denkmalschützer, „ist, dass eine dynamischere städtebauliche Entwicklung zunächst um 1895 im Norden des Stadtteils begann.“ Vor allem Bauunternehmer und Privatinvestoren hätten dort gründerzeitliche Wohnhäuser zum Teil nach identischem Muster errichtet. Die erst später einsetzende Bautätigkeit der GDK habe zwar die Form der Blockrandbebauung übernommen, sie jedoch variiert. Die „malerischen“ Prinzipien des damaligen Einzelwohnhausbaus seien dabei auf größere, urbane Mietshausstrukturen übertragen worden. „Ergebnis ist hier“, so die Denkmalschützer weiter, „eine differenzierte, trotz späterer Reduzierungen gestalterisch hochwertige Fassadengliederung. Im etwas baulich gemischten Süden von Bruckhausen sei das ein wirksamer und ansprechender Schlusspunkt.